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Politik

Ungeliebtes Wahlrecht

Nun, nach den Wahlen vom 7. Juni 2009, wird über die niedrige Wahlbeteiligung geklagt. An Vorschlägen, das zu ändern, fehlt es nicht: Einführung der Wahlpflicht (mit einem Bußgeld für Nichtwähler), Koppelung der Parteizuschüsse an die Wahlbeteiligung, bessere Politiker oder gar eine bessere Politik – als ob nicht auch schlechte Politik zum Wählen motivieren könnte!

Besonders heuchlerisch wird es, wenn Kolumnisten, die vorher kein gutes Haar an der Politik gelassen haben (ich denke zum Beispiel an Frau Offenbach in SONNTAG AKTUELL am 7.6.09), nun so tun, als gehe ihnen die große Zahl der Nichtwähler zu Herzen. Mir ist nicht bekannt, dass die Presse unserer Republik die Begeisterung für das politische Leben und Wirken in den letzten Jahren besonders gefördert hätte.

Natürlich ist es schade, wenn nur wenige wählen. Doch es ist auch schade, wenn nur wenige Leute in die Kirche oder zum Elternabend in die Schule, ins Theater oder in einen anspruchsvollen Film gehen.

Aber das Gehen oder Nichtgehen, das Wählen oder Nichtwählen, das sind freie Entscheidungen jedes Einzelnen. Vielleicht besinnt sich ja so mancher in vier oder fünf Jahren eines Besseren und geht mal wieder wählen, weil er/sie gemerkt hat, dass das Kreuzchen auf dem Wahlzettel auch eine emotionale Seite hat und sich als Ausdruck von Ärger oder Zustimmung erleben lässt.

Und vielleicht brauchen wir auch noch eine besondere Form der Wahlwerbung: das Werben dafür, dass man zur Wahl geht.