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Unsinnige Werbung 2: Matratzen

Nach einem langen Tag muss der Mensch schlafen. Am besten gut. Dafür hat er sein Bett. Aber um wirklich gut schlafen zu können, bedarf der Mensch eines modern ausgerüsteten Bettes. Besonders wichtig ist dabei die Matratze. Das entnehme ich einem Prospekt der Tageszeitung, den ein Kaufhaus beilegen ließ. Darin wird mir sogar ein Preis-Hammer versprochen.

Erstaunlich ist auch in der Welt der Matratzen die sprachliche Vielfalt. Es finden sich geradezu erstaunliche Benennungen, die reichlich Stoff zum Nachdenken geben, wenn sich trotz der guten Matratze der Schlaf nicht einstellen will.

Eine schöne Formulierung wurde für die Matratze Alea Platin gefunden: Sie verfügt über ein spezielles Schulter-Entlastungssystem und eine Becken-Komfortzone. Die Wirbelsäule wird ergonomisch gelagert und ein Modal-Bezug sorgt mit seiner antibakteriellen Naturfaser-Ausstattung für – ja für was eigentlich? Für Geruchsfreiheit und die Vernichtung krankmachender Keime? Etwas nachdenklich hat mich bei einer Tri-Motion-Matratze der Hinweis auf den schnellen Feuchtigkeitsabtransport (herrliches Kompositum!) gestimmt

Hübsch ist der Name einer Coltex-Matratze: Sie heißt Night-Wish-Silber (nicht „silver“). Und ich erfahre auch, um was es sich bei Coltex handelt: Es ist ein Polyurethan-Weichschaumstoff. Ich verstehe das als weichen Schaumstoff oder ist es ein weichgeschäumter Stoff? Coltex wird nach dem sogenannten Blockschaumverfahren hergestellt. Damit ist wohl alles klar. Als mündiger Verbraucher weiß ich nun Bescheid.

Da fällt nicht ins Gewicht, dass es mir an Kenntnis fehlt, was ich unter Lyocell und Polypropylen zu verstehen habe oder was sich hinter dem offenporigen Komfortschaum und der innovativen Kerntechnologie verbirgt – Matratzen scheinen auch etwas Gefährliches an sich zu haben.

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Unwirksame Vergleichsarbeiten

Mit den Vergleichsarbeiten an den baden-württembergischen Schulen ist es ein Kreuz. Da es Probleme mit der Geheimhaltung der Aufgaben gab und überhaupt viele gegen sie waren, vor allem dagegen, dass sie benotet werden, hat das Kultusministerium die Notbremse gezogen und zum einen die Benotung abgeschafft und zum anderen die Termine geändert. Jetzt werden sie Ende September, Anfang Oktober sozusagen „rückwirkend“ geschrieben, also nach einigen Wochen Unterricht in Klasse 9 der „Lernstand“ in Deutsch, Mathematik und einer Fremdsprache am Ende der Klasse 8 erhoben.

Ist das nicht reichlich spät? Schüler vergessen schnell und in den Sommerferien noch schneller. Das wird dazu führen, dass in den ersten Wochen des neuen Schuljahrs in Klasse 9 der Kompetenzerwerb in den Klassen 7 und 8 trainiert wird. Schließlich will man (als Lehrender und Lernender) in diesem Test ordentlich abschneiden. Oder etwa nicht?

Man kann an der Wirksamkeit des Evaluationsinstruments Vergleichsarbeit tatsächlich zweifeln. Vorgeschrieben ist das Schreiben der Tests und wohl auch ihre Auswertung durch den betreffenden Fachlehrer – oder den aus dem Vorjahr? Daraus ergeben sich „Informationen zum individuellen Leistungsstand einzelner Schülerinnen und Schüler“. Und was wird daraus in Klasse 9? Wer soll die Rückstände aus 7 und 8 aufarbeiten? Und wie soll das geschehen?

Anhand der landesweiten Ergebnisse aus der Pilotierungsphase können die Lehrkräfte der Klasse 9 sehen, wie gut in 7 und 8 gearbeitet wurde. Und dann? Die Ergebnisse „sollten“ in der Fachkonferenz „offen diskutiert und interpretiert werden, um gezielte Maßnahmen einzuleiten“, heißt es auf dem Landesbildungsserver. Dieser syntaktisch verunglückte Satz (Was ist das „Subjekt“ des um-zu-Gefüges?) verrät die ganze Unsicherheit. Wer leitet die gezielten Maßnahmen ein? Die Fachkonferenz? Worin bestehen die Maßnahmen? In Pflichtfortbildungen? Welche Rolle spielt eigentlich die Schulleitung bei der ganzen Sache? Fragen über Fragen.

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Unsinnige Werbung 1: Bekleidung

Ein schwäbisches Traditionsunternehmen schickt regelmäßig Werbung ins Haus und preist darin die „schönen Dinge des Lebens“ an. Gemeint sind damit Blusen, Pullover, Shirts, Hosen und Kleider für die Damenwelt. Den Männern werden ähnliche schöne Dinge vor Augen gestellt.

Da gibt es ein Polo-Shirt und ein Polo-Piqué. Aha. Und einen Bootsschuh – für die Bootsfahrt? Aber ich könnte mir auch eine Cargobermuda kaufen. Bin ich ein Frachtgut oder soll ich – bermudabekleidet – Fracht befördern? Dass Jeans keine Taschen mehr haben, sondern Pockets, am besten fünf, das leuchtet sprachlich ein. Sie, die Hose, soll, wenn ich sie neu kaufe, gebraucht aussehen, sie hat daher eine Used-Optik. Ratlos lässt mich die Chino-Hose (ich las zuerst China-Hose). Die verfügt über eine Flatfront und ist in Stretch – oder sagt man „aus Stretch“? Eine Hose in Kontraststeppung, die man günstig erwerben kann, ist „bügelfrei“. Was soll dieses deutsche Adjektiv hier? Es wirkt wie ein Fremdkörper.

Völlig verständlich muten Anzüge mit Rücken- oder Seitenschlitz an. Das sind wohl die schönen Dinge für den älteren Herrn, der nicht auf Used-Optik steht. Würde mir auch ein Sakko mit Minimalmuster stehen oder ein Schnürer? Ein „Schnürer“? Die Abbildung zeigt, dass es sich hier um Schnürschuhe handelt und nicht um eine „schnürende“ Wildkatze. Wahrscheinlich ist gemeint, dass man sich in diesen Tretern wie eine solche bewegt. Was für ein guter Einfall! Das Wort „Schnürer“ hat leider noch keinen Eingang in die gängigen Wörterbücher gefunden. Es wird höchste Zeit – oder doch nicht?