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Unsichtbare Zukunft oder Keiner weiß Genaueres

Viele Menschen wollen unbedingt einen Blick in die Zukunft werfen. Dabei interessiert sie besonders, ob es ihnen künftig besser oder schlechter gehen wird. Sie befragen dazu gerne ihr Horoskop. Dessen Mitteilungen mangelt es allerdings an Genauigkeit.

Auskünfte über das, was uns wirtschaftlich bevorsteht, erhalten wir von den Wirtschaftsweisen oder anderen Fachleuten. Sie kommen vor allem im Wirtschaftsteil unserer Tageszeitung zu Wort.

So zum Beispiel der Verbandspräsident des KFZ-Gewerbes. Von ihm erfahre ich in der Stuttgarter Zeitung vom 15.8.09 einiges über die Zukunft seiner Branche. Eine seiner Prognosen lautet: „Im September oder Oktober dürfte der Topf mit der Abwrackprämie … ausgeschöpft sein. Es könnte aber auch früher sein“. Wann denn nun? Jetzt haben wir immerhin schon August.

Der Fachmann befürchtet: „Im nächsten Jahr könnte … mehr Händlern die Luft ausgehen.“ Wie gut, dass es Modalverben gibt; mit „könnte“ und „dürfte“ lässt sich eine Voraussage wunderbar relativieren. Und wie gut, dass es Wetter-Metaphern gibt. Mit ihrer Hilfe kann man Zukünftiges anschaulich bebildern: „stürmische Zeiten sind in Sicht“, sagt der KFZ-Präsident und blickt (im Präsens) auf das Wetter von morgen. Es schwant ihm Schlimmes: „Wenn da ein starker Windstoß kommt, wird es gefährlich“.

Das klingt kundig; aber was soll ich von der Voraussagekompetenz eines Mannes halten, über den ich im selben Artikel lesen muss, dass er vom Erfolg der Abwrackprämie „völlig überrascht worden“ sei? Vielleicht überrascht ihn (und uns) auch die weitere Entwicklung seiner Branche.

Denn alles ist offen, wie wir auf der nächsten Seite der Zeitung lesen, wo die Statistiker ihre Sicht der Zukunft ausbreiten dürfen. Für sie ist es eine „spannende Frage, … in welchem Maß die Weltwirtschaft … die stark am Export ausgerichtete deutsche Wirtschaft beleben wird.“ Das Schöne an spannenden Geschichten ist, dass man nicht weiß, wie sie ausgehen.

2 Antworten auf „Unsichtbare Zukunft oder Keiner weiß Genaueres“

Ich glaube, diese Menschen können nicht zugeben, dass auch sie nicht wissen, wie es weitergeht. Und so versucht man einfach wie Diogenes, eine pauschale Aussage zu machen, die einem hinterher nicht den Kopf kosten kann. ???

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