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Über das Bilanzieren

Zum Jahresende überschlagen sich die Postillen beim Zurückblicken. Man bildet die Erfolgreichen ab und die Gescheiterten in Wirtschaft, Sport und Kultur, man nennt die Tops und die Flops, man erfragt von bedeutenden Menschen das, was sie beim Blick auf 2009 am erfreulichsten und was am ärgerlichsten gefunden haben. DIE ZEIT (Nr. 1/2010) schaut gar auf das ganze Jahrzehnt zurück und hebt farbig und mit unterschiedlicher Schriftgröße hervor, was weg müsse. Unter anderem werden die „ehrgeizigen Mütter auf Elternabenden“ genannt. Bloß weg mit ihnen, heißt es. Warum eigentlich?

Versuchen wir zu verstehen: Jene Eltern, es sind ja zum Glück nicht nur die Mütter, die sich auf den Elternabenden zeigen und dort nur ihr eigenes Kind im Auge haben und denen das Ganze, die Klasse, die Schule, der Unterricht, völlig egal sind, die sollten sich in der Tat zurücknehmen, aber die anderen, die darauf drängen, dass sich etwas zum Guten wendet in der Schule, die sollen auf keinen Fall „weg“, die sollen bleiben und mehr werden! Die Schule braucht Eltern, die kritisch nachfragen, die nach der konkreten Umsetzung dessen fragen, was allenthalben an großen Zielen verkündet wird.

Man kann alles bilanzieren. In der Schule nennt man das auch evaluieren. Das geschieht übrigens seit Jahren, freiwillig oder von außen festgelegt. Aber die Öffentlichkeit nimmt nicht Notiz davon. Dabei seien die Ergebnisse der Evaluationen gar nicht so übel, heißt es. Da wäre es doch mal an der Zeit, eine Bilanz des Bilanzierens zu ziehen und – natürlich ohne einzelne Schulen oder Lehrer zu nennen – der interessierten Öffentlichkeit zu sagen, was gut ist an den Bildungseinrichtungen und wo es hakt.

Es gibt nicht nur ehrgeizige Mütter, es gibt viele Menschen, die genauer wissen wollen, wie es um die Schule steht. Also „her damit“, her mit der Bilanz der Schulentwicklung.

(Blog-Eintrag Nr. 129)