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Politik

Rau in rauem Wind

Zugegeben, das ist kein sehr gelungenes Wortspiel. Solche mit dem Namen von Leuten gehören sich auch nicht. Aber bei Politikern ist das erlaubt. Die müssen Kritik aushalten. Doch die Überschrift ist gar keine Kritik, sondern eine bloße Feststellung, abgeschrieben aus der Zeitung von heute (19.2.10). Darin erfahren wir, dass der frisch gewählte baden-württembergische Ministerpräsident Mappus bei einer repräsentativen Befragung gute Noten bekommen hat. Wofür? Der Mann ist erst ein paar Tage im Amt, hat hinter den Kulissen sicher einiges aufgewirbelt, hat auch viel geredet, aber was ist die politische Ausbeute seiner bisherigen Regierungszeit? Es ist offenbar völlig egal, was einer leistet, er muss nur den Eindruck erwecken, er sei „gut“. Das ist ihm offenbar gelungen. Prompt bekommt er die Note „gut“ von den Bürgern. Mit solider Notengebung hat das allerdings nichts zu tun. Denn benotet wird in der Regel hinterher und nicht im Voraus.

Das trifft beim Kultusminister Rau eher zu. Der ist lange genug im Amt, dass man seine Leistungen bewerten kann. Die befragten Bürger geben ihm eine 4+, ein „Ausreichend“ mit Tendenz nach oben. Das ist ein Durchschnittswert; es gab auch Zweien und Sechsen. Aber wie kommt eine solche Note zustande? An welchen Kriterien haben sich die Bewerter orientiert? In der Schule müssen die offengelegt werden. Die Befragung tut das offenbar nicht. Es handelt sich um eine Ansammlung von Meinungen.

Dem Minister wird allerlei angekreidet: das teilweise Misslingen von G8, die unzulängliche Umsetzung der Vorgaben des Bildungsplans 2004, der spektakuläre Rücktritt der beiden Landeselternbeiratsdamen, der Unterrichtsausfall just zu Beginn der Qualitätsoffensive, die fehlende Flexibilität im Umgang mit der Hauptschule, die skeptisch beäugte neue Werkrealschule, die finanzielle Benachteiligung der Privatschulen und dergleichen.

Trotzdem hat es zu einer 4+ gereicht; das  bedeutet: „versetzt“. Häckerlings Rat: Vielleicht könnte man die Note für „Verhalten“ durch eine Charme-Offensive verbessern.

(Blog-Eintrag Nr. 151)