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Schnee zu Gold

Wer aus einfachen Mitteln Gold herstellen kann, hat ausgesorgt. Schon in früheren Zeiten waren Menschen mit diesem Know-how sehr gefragt, zum Beispiel an den Fürstenhöfen. Allerdings mussten diese Alchemisten damit rechnen, zum Teufel gejagt zu werden, wenn sich herausstellte, dass sie mehr versprochen hatten, als sie halten konnten. Vom Favoriten der Herrschaft zum verachteten Schwindler war der Weg nicht weit.

Die arme Müllerstochter im Märchen „Rumpelstilzchen“ wurde von ihrem Vater als eine vermarktet, die Stroh (Häckerling) zu Gold spinnen kann. Sie schaffte es auch, allerdings mit Rumpelstilzchens Hilfe und einem riskanten Versprechen.

Seit Beginn des 20.Jahrhunderts und vor allem des 21. sind die Goldmacher in der Sportindustrie gefragt. Wer verspricht, aus normalen Menschen Sportgiganten zu machen, denen Goldmedaillen umgehängt werden, ist fein raus. Dabei erlebt auch die Alchemie eine Renaissance. Es geht darum, unentdeckbare chemische Mittel zu schaffen, die den Körper stark machen. Hier sind Länder mit biochemischem Know-how deutlich im Vorteil.

Aber der chemisch auf Gold gestylte Körper reicht nicht aus. Es muss die Technik dazukommen. Sportgerät und Sportkleidung mit neuen, sensationellen Eigenschaften werden entwickelt. Nur Spezialisten mit solidem finanziellem Hintergrund können das. Auch hier sind Staaten im Vorteil, die in diese Branche investieren wollen und können. Sie werden belohnt durch einen vorderen Rang auf dem Medaillenspiegel.

Es klingt nach vorgestern, aber Häckerling würde sich wünschen, man jagte diese ganze Sportindustrie wie einst die enttarnten Alchemisten zum Teufel. Dieser Rumpelstilzchen-Sport ist ein Übel.

(Blog-Eintrag Nr. 152)