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Wien oder Stuttgart

Nun wissen wir endlich, wo wir am liebsten wohnen würden – in Wien. Es ist ganz vorne gelandet bei der Hitparade oder dem Ranking oder in der Tabelle der „besten“ Städte. Also, auf nach Wien. Lasst uns Österreicher werden!

Wem das als Stuttgarter, der seine Stadt erst auf Platz 30 findet, zu mühsam oder zu weit ist, der kann auch nach Berlin oder Hamburg oder Berlin ziehen; er würde sich auf jeden Fall verbessern. Denn diese deutschen Großstädte liegen noch vor Stuttgart. Das ärgert den Stuttgarter natürlich. Er wäre gerne besser oder gar am besten. Aber es hat nicht sollen sein.

Nun ist Häckerling zwar ein in Stuttgart geborener, aber kein dort wohnhafter Mensch. Als er auf die Welt kam, da war diese Stadt, Stuttgart, ein einziges Trümmerfeld. Wo wäre sie damals beim Ranking gelandet? Weit hinten wahrscheinlich. Aber damals gab es solche modernen Errungenschaften noch nicht.

Daher und nicht nur daher findet der Schreiber dieser Zeilen solche Bestenlisten nicht nur albern, sondern dumm. Was soll er als Sindelfinger machen, dessen Stadt überhaupt nicht auftaucht in der Parade der Städte? Dazu ist sie einfach zu klein und zu verschuldet. Es gäbe eigentlich nur eine Lösung: nach Stuttgart ziehen, um wenigstens des Platzes Nummer 30 teilhaftig werden. Das wäre immerhin besser als nichts. Und was würde ein Umzug noch einbringen? Stuttgart 21 – als Zielmarke für ein neues Ranking.

(Blog-Eintrag Nr. 185)

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Lernen oder scheitern

Dieser Tage geisterte eine Idee durch die Presse, wie man die Zahl der Nichtversetzten weiter senken könnte: Man muss mit ihnen lernen, genauer: ihnen beim Lernen eine Hilfe sein. Gedacht ist an jene Schülerinnen und Schüler (in Baden-Württemberg), die eigentlich „durchfallen“ würden, denen man aber eine noch Chance geben will, nämlich eine probeweise Versetzung, die dann vier Wochen nach Schuljahrsbeginn überprüft wird. Dieses Instrument gibt es schon seit Jahren, es wird auch in Maßen eingesetzt, aber nicht immer mit Erfolg.

Wer die Chance dieser Probeversetzung bekommt, hat rund zwei Monate Zeit, ihr gerecht zu werden. Er/Sie muss in den Fächern, die nicht „ausreichend“ waren, den Lehrstoff des vergangenen Schuljahrs nachholen, ohne den neuen zu versäumen. Diese Aufgabe findet ihren Niederschlag in einer „Zielvereinbarung“. Leider ist das keine Vereinbarung über den Weg, der erfolgreich zu diesem Ziel führt. Es ist keine Lernvereinbarung und auch keine Lernbegleitungsvereinbarung. Man lässt die jungen Leute allein oder überlässt es den Eltern oder Nachhilfe-Instituten, den Weg zum Ziel zu begleiten.

Die Idee ist nun, dass diese Lernbegleitung von Lehrkräften der Schule übernommen wird. Das wäre eine zusätzliche Aufgabe, aber auch eine zusätzliche Belastung der Lehrer, und deshalb ließ der Aufschrei der Lehrerverbände nicht auf sich warten. Häckerling kann diesen Schrei nachvollziehen, deshalb vertritt er eine andere Idee: Man könnte doch, statt sie Ende Juli zu entlassen, fertig ausgebildete Referendarinnen und Referendare, freiwillig natürlich, mit der Aufgabe betrauen, solche zur Probe versetzte Schüler im August und September zu begleiten. Die könnten das. Ganz nebenbei bekämen sie damit noch zusätzliche Erfahrungen mit schwächeren Schülern. Das würde ihre Lehrkompetenz stärken.

(Blog-Eintrag Nr. 184)

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Entern oder kentern

Es gibt Überschriften, deren Charme man sich kaum entziehen kann. Diese hier, gefunden in der Stuttgarter Zeitung vom 18.5.10, beschäftigt sich mit den Sorgen und Nöten der Piratenpartei. Sie stehe angesichts des Prozesses gegen eines ihrer prominenten Mitglieder (Tauss) vor einer Bewährungsprobe. Gelingt ihr, so wird gefragt, mit dem Thema „Freiheit im Netz“ der Durchbruch oder rutscht sie in die Kinderporno-Ecke? Wahrlich eine aufregende Alternative.

Man vergleicht die Anfänge der „Piraten“ gerne mit denen der Grünen. Da ist einiges dran, denn auch die Grünen besetzten einst ein Thema, das von den andern Parteien eher stiefmütterlich behandelt wurde. Der Schutz der Umwelt war weder im Osten – der Marxismus kennt gar keine „Natur“, er sieht sie als bloßes Menschenwerk – noch im Westen wichtig. Dort waren die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt vom Wiederaufbau und dann Ausbau. Die Natur wurde zum Rohstoff, zur „Ressource“, ihre Endlichkeit und Gefährdung blieben außer Betracht. Erst mit dem „Waldsterben“, das heutzutage schon wieder vergessen ist, wuchs die Sensibilität.

Doch im Gegensatz zur Natur ist das Internet eher unsichtbar. Vom Waldsterben gab es Bilder, die Versiegelung der Landschaft war jedem vor Augen, die Gefahren der Atomnutzung kamen mit Tschernobyl ins öffentliche Bewusstsein. Aber die Gefahren durch die Speicherung, Nutzung und ökonomische Verwertung von persönlichen Daten bleiben ebenso mysteriös wie die Beseitigung, Sperrung und das Verbot der Verbreitung von Informationen im Netz. Man kann auch sagen: es bleibt „virtuell“. Aber was ist „real“ am Virtuellen?

Und was wollen die „Piraten“ eigentlich tun, wenn es ihnen tatsächlich gelingt, das Schiff (welches Schiff?) zu entern? Piraten sind bekanntlich Seeräuber – was möchten die politischen Piraten rauben?

(Blog-Eintrag Nr. 183)