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Politik

Journalismus oder Agitation

Sie hat eine neue Qualität bekommen, die politische Auseinandersetzung. Auch wenn niemand Schwarz-Gelb lieben oder die christlich-frei-demokratische Politik gut finden muss, so ist es doch allerhand, was sich vor der Agentur für Arbeit in Stuttgart abgespielt hat. Einige junge Leute, dem Vernehmen nach „Jungliberale“ (auch Julis genannt), haben die Kunden des „Arbeitsamtes“ mit zynischen Sprüchen attackiert. So jedenfalls hat es uns die Stuttgarter Zeitung am 11.6.10 erzählt. Und wir haben ihr natürlich geglaubt, denn inzwischen trauen wir der „gelben Gefahr“ so gut wie alles zu.

Am Tag darauf teilt uns besagte Zeitung mit, dass es sich offenbar nur um vermeintliche Jungliberale gehandelt habe. Irgendwelche Typen hätten sich wohl als solche ausgegeben. Man müsse annehmen, dass sie damit die Freidemokraten ins Zwielicht bringen wollten. Jedenfalls hätten die „echten“ Julis Anzeige erstattet. Die Polizei ermittle. Die Sache sei für sie allerdings „Neuland“. Ob es sich überhaupt um eine strafbare Handlung handle, werde noch zu prüfen sein, heißt es.

Der nächste Akt wird wohl der sein, dass jemand mutmaßt, die Anzeige der Julis sei nur ein schwacher Versuch, davon abzulenken, dass „ihre“ Aktion schlecht angekommen ist. Und so weiter.

Nun wissen wir alle: etwas bleibt immer hängen. Das ist auch den meisten Journalisten nicht unbekannt. Trotzdem schreiben sie flugs einen Bericht über ein Ereignis, das sie selbst nicht geprüft haben, und machen damit – nicht Meinung, sondern Stimmung. Unter seriösem Journalismus hat man früher etwas anderes verstanden.

(Blog-Eintrag Nr. 187)