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Politik

Flüchten oder standhalten

Da ist man für ein paar Tage weg und muss nach der Rückkehr sehen, wie schnell sich die Welt in so kurzer Zeit verändert hat. Banales ist geschehen – eine (deutsche) Mannschaft mit netten jungen Menschen bereitet sich in Südafrika aufs Kicken vor und eine junge Frau, eine Abiturientin, aus Hannover hat sich Europa ins Herz gesungen. Auf den Weg gebracht wurde schon lange Anstehendes – das Sparen der öffentlichen Hand, genauer muss man wohl sagen: das Einsparen. Nachdem unsere Politiker, getrieben von Krisenangst, diverse Schirme aufgespannt und jede Menge Pakete geschnürt haben, um unsere Finanz- und Wirtschaftswelt und damit auch uns Bürger vor dem Untergang zu retten, geht es jetzt darum, die Rechnungen zu schreiben. Das war zu erwarten.

Nicht zu erwarten war der Verlust des Bundespräsidenten. Als Horst Köhler kam, kannten wir ihn nicht (Bild titelte: „Horst wer?“), nur ein Gymnasium in Ludwigsburg und die Gemeinde Mönchberg bei Herrenberg im Kreis Böblingen hatten Erinnerungen an ihn, als Schüler oder Flüchtling. Nun hat er, wie man gerne sagt, „hingeschmissen“ und Bild konnte titeln: „Horst weg!“

Natürlich darf das ein politischer Profi nicht; der muss alles aushalten, muss lächeln, wenn man ihn durch den Kakao zieht (Richling konnte das bei Köhler besonders gut), muss reden, auch wenn es nichts nützt, muss präsent sein, auch wenn er sich gerne verkriechen möchte. Mit Rücktritt droht man allenfalls, um etwas durchzusetzen, oder man vollzieht ihn, weil man „Dreck am Stecken“ hat. Aber einfach so zu gehen, weil man keinen Sinn mehr in der Arbeit sieht?

Das war nicht professionell, aber menschlich. Offenbar wollte Köhler Mensch bleiben. Häckerling kann das respektieren.

(Blog-Eintrag Nr. 186)