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Deutsch oder Hochdeutsch

Ob es viel nützt, wenn die baden-württembergische Werbeagentur, offenbar im Auftrag der Landesregierung, der deutschen Fußballmannschaft Erfolg beim Spiel um den dritten Platz wünscht? Wir werden es bald erfahren haben. Und ob es überhaupt sinnvoll ist, diese gewiss nicht ganz billige Anzeige in die Tageszeitungen zu setzen, zu „schalten“, wie man jetzt wohl sagt, das mögen andere, Befugtere entscheiden. Wofür haben wir schließlich eine Opposition? Klar ist, es geht bei der Anzeige gar nicht um den Fußball, es geht um Werbung fürs Ländle. Denn der Bundestrainer kommt aus ihm.

Die Schlagzeile bedient sich einer ausgelutschten Wendung, die ihren Anfang bei „Wir sind Papst“ genommen hat. Diesmal heißt es „Wir sind Trainer“. Sie wäre inhaltlich unsinnig, aber wenigstens grammatisch korrekt, wenn das Substantiv in der Mehrzahl (für Schüler: im Plural) stünde. Leider können wir das nicht erkennen: der Trainer, die Trainer – da gibt es keinen Unterschied. Aber das Wort muss wohl in der Einzahl (im Singular) stehen, in Anlehnung an das päpstliche Muster.

Das ist grammatisch nicht in Ordnung und soll es auch nicht sein. Denn der „Witz“ besteht darin, dass man durch eine „falsche“ Formulierung Aufmerksamkeit erregen will. Diese Idee ist allerdings etwas zwielichtig, wird doch weiter unten in der Anzeige behauptet, wir (in Baden-Württemberg) könnten alles außer Hochdeutsch. Die Anzeige suggeriert leider auch: Wir können nicht einmal das.

Nachtrag: Allen, die Häckerling nun ob seiner Humorlosigkeit tadeln wollen, seien darauf hingewiesen, dass er zwar auch unter der Hitze leidet, aber den Text nicht kämpferisch-hitzig meint, sondern schwäbisch-selbstironisch – das gibt es tatsächlich.

(Blog-Eintrag Nr. 197)

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G8 oder G9

Eigentlich hatte man gedacht, die Sache sei endlich ausgestanden. Aber über die Länge der gymnasialen Schulzeit in Baden-Württemberg wird weiter gestritten. Die Landesregierung beharrt auf den acht Jahren, andere (Eltern vor allem) wollen zurück zum neunjährigen Bildungsgang, wieder andere – zum Beispiel der Philologenverband – wollen beides. Als Argument bringt er vor: Nur so sei das Niveau des hiesigen Abiturs gewährleistet.

Nun ist das mit dem Abitur so eine Sache. Die Ergebnisse sind in den letzten Jahren unaufhörlich besser geworden. Inzwischen wird ein Landesdurchschnitt von fast 2,3 erzielt. Das bedeutet „gut minus“. Was will man mehr? Diese Zahl ist allerdings an das neunjährige Gymnasium gekoppelt. Erst 2012 bekommen wir solide Vergleichszahlen für das Abitur nach neun und das mit acht Jahren. Werden sie deutlich differieren oder sich – was zu erwarten ist – kaum unterscheiden? Beide Gruppen schreiben 2012 das Abitur unter den gleichen Bedingungen. Wenn sich der Unterschied von einem Jahr merklich auswirken sollte, müsste man in der Tat neu nachdenken, wenn nicht, warum dann zurück zu G9?

Aber es geht meines Erachtens gar nicht um die Niveaufrage. Wer sich gegen G8 ausspricht, verweist auf die große zeitliche Belastung der Kinder und Jugendlichen und auf den Mangel an Zeit für den Sportverein und die Musikschule. Auch das Jobben nebenher sei nicht mehr so einfach klagen Schüler: wegen der vielen Hausaufgaben und dem ständigen Lernen.

Häckerling ist gegen ein Nebeneinander von G8 und G9. Wann soll das entschieden werden? In der 4., 6., 8. oder 10. Klasse? Von wem? Und nach welchen Gesichtspunkten? Wann soll das zusätzliche Jahr stattfinden? In der Unter- oder der Mittelstufe? Innerhalb der gleichen Schule zwei gymnasiale Gänge zu organisieren wäre viel zu aufwändig, die Schule deshalb wechseln zu müssen ein Unding.

Es wäre deshalb wesentlich einfacher, den Schulen beizustehen, bei denen es knirscht. Sie haben sich vermutlich noch nicht gut auf den achtjährigen Gang eingestellt. Auch ließe sich die Zusammenarbeit zwischen Schulen, Vereinen und Musikschulen noch verbessern.

(Blog-Eintrag Nr. 196)