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Schäubles Offer-barung

Vielleicht wollte er ihn ja sowieso loshaben, den „Offer“, wie er ihn öffentlich nannte. Und da schien es ihm eine gute Idee zu sein, seinen Sprecher „vorzuführen“. Wie ein Zirkusbär musste der vor den Journalisten tanzen. Die hatten was zu lachen und der Schäuble auch, der lachte sein bekanntes spitzbübisches Lachen.

Nun hat Offer das Handtuch geworfen. Das war auch höchste Zeit nach dieser Demontage vor den Augen Hunderttausender Internetnutzer. Schäuble hat den Rücktritt angenommen, natürlich, er wollte es ja so. Ziel erreicht. Der Missliebige ist weg.

Darf man das als Minister so machen? Darf man in dieser Gehaltsklasse seinen Scherz mit Untergebenen treiben? Gilt für die politische Oberschicht nicht, was jeder andere Vorgesetzte zu achten hat – die Würde seiner Mitarbeiter?

Wahrscheinlich hatte Herr Offer einen Fehler gemacht. Wenn der Chef wünscht, dass Unterlagen verteilt sein müssen, dann müssen sie verteilt sein. Und wenn man es nicht rechtzeitig schafft, muss man dem Chef sagen, dass dem so ist.

Aber als Vorgesetzter darf man einen Mitarbeiter nicht öffentlich abkanzeln. Das macht man unter vier Augen. Und wenn man den Betreffenden loshaben will, sagt man es ihm auch – vertraulich, aber nicht auf öffentlicher Bühne. Offer hat einen Fehler gemacht. Schäuble einen noch größeren.

(Blog-Eintrag Nr. 227)