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Atomares Feuchtgebiet

Die Autorin des bestsellerischen Buches „Feuchtgebiete“ hat zum „körperlichen Einsatz gegen die Atompolitik der Bundesregierung“ aufgefordert und will selbst ein Beispiel geben: Wenn der Bundespräsident das neue Energiegesetz nicht unterzeichne, sei sie bereit, mit ihm „ins Bett“ zu gehen – was immer auch das heißen mag

Da stellen sich nun einige Fragen. Erstens: Ist das jetzt ein Opfer der bekennenden Castorbekämpferin oder eher nicht? Zweitens: Soll das Bett vor oder nach der Nichtunterzeichnung aufgesucht werden? Im ersten Fall wäre es Bestechung, im zweiten Belohnung. Drittens: Sollte der Präsident aller Deutschen das Angebot nicht schon deshalb, weil er damit endlich gegenüber seinen Kollegen im Süden, Westen und Norden Boden gutmachen würde?

Politisch gesehen dürfte das „unmoralische Angebot“, wie es unsere Medien einstimmig nennen, eher die gegenteilige Wirkung haben. Denn kann Wulf jetzt tatsächlich noch seine Unterschrift unter das Gesetz verweigern, ohne ins Zwielicht zu geraten? Unterschreibt er nicht, wird man mutmaßen, dass er einen fremden Besuch in seinem Bett gehabt hat oder haben will, unterschreibt er, verscherzt er sich das Wohlwollen der atomaren Gegner.

Manchmal ist es schwer, ein Bundespräsident aller Deutschen zu sein.

(Blog-Eintrag Nr. 229)