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Atomares Feuchtgebiet

Die Autorin des bestsellerischen Buches „Feuchtgebiete“ hat zum „körperlichen Einsatz gegen die Atompolitik der Bundesregierung“ aufgefordert und will selbst ein Beispiel geben: Wenn der Bundespräsident das neue Energiegesetz nicht unterzeichne, sei sie bereit, mit ihm „ins Bett“ zu gehen – was immer auch das heißen mag

Da stellen sich nun einige Fragen. Erstens: Ist das jetzt ein Opfer der bekennenden Castorbekämpferin oder eher nicht? Zweitens: Soll das Bett vor oder nach der Nichtunterzeichnung aufgesucht werden? Im ersten Fall wäre es Bestechung, im zweiten Belohnung. Drittens: Sollte der Präsident aller Deutschen das Angebot nicht schon deshalb, weil er damit endlich gegenüber seinen Kollegen im Süden, Westen und Norden Boden gutmachen würde?

Politisch gesehen dürfte das „unmoralische Angebot“, wie es unsere Medien einstimmig nennen, eher die gegenteilige Wirkung haben. Denn kann Wulf jetzt tatsächlich noch seine Unterschrift unter das Gesetz verweigern, ohne ins Zwielicht zu geraten? Unterschreibt er nicht, wird man mutmaßen, dass er einen fremden Besuch in seinem Bett gehabt hat oder haben will, unterschreibt er, verscherzt er sich das Wohlwollen der atomaren Gegner.

Manchmal ist es schwer, ein Bundespräsident aller Deutschen zu sein.

(Blog-Eintrag Nr. 229)

4 Antworten auf „Atomares Feuchtgebiet“

Honi soit qui mal y pense. Wir haben eine Schriftstellerin vor uns: Nicht ihre direkte „Bereitschaft“ zum Gang ins Bett hat Charlotte Roche angekündigt, öffentlich und in Absprache mit ihrem Mann, sondern lediglich ihr „Angebot“ dazu an Wulf. Das würde er, Mann von Ehre, natürlich ablehnen. Man könnte es also lesen als vertrauensvollen Appell zur existentiellen Besonnenheit und zum Einsatz bei dieser so wichtigen Entscheidung, besonders an Frau Wulf.

Eine virtuelle Bettgenossenschaft des Bundespräsidenten mit einer Schriftstellerin gibt ihn der Lächerlichkeit preis und verschafft ihr Publicity. Boris hat recht mit seiner Einschätzung: Hier wird etwas von Bedeutung unangemessen verniedlicht und damit verharmlost. Ähnliches ist bei der Debatte über die Präimplantationsdiagnostik in Karlsruhe passiert. Derart naive Glaubenssätze über den Schöpfergott, wie sie dort geäußert wurden, sind entweder politischem Kalkül oder schlichter naiver Unfähigkeit zu verdanken. Unangemessen waren sie allemal. Als ob auf diesem Globus nicht überall und ständig in “die Schöpfung” eingegriffen würde.

Damit war sie weder sich noch den Atomkraftgegnern von Nutzen. Höchstens
die Atomkraftbefürworter (und als solchen sehe ich mich) freuen sich
darüber, dass die Proteste damit noch mehr ins Lächerliche gezogen werden.

Häckerling hat Hardy mit seinem obiter dictum „was auch immer das auch heißen mag“ in seinem Beitrag vom 15.11.10 ins Grübeln gebracht. Hatte man doch vordem den Glauben, der gemeinsame Bettbesuch hätte eine bestimmte körperliche Interaktion zum Gegenstand oder doch wenigstens zum Ziel. Häckerling verweist diese Überlegung durch seinen ernsthaften Zweifel zu Recht in den Bereich der Fabel. Was kann man denn auch alles gemeinsam im Bett machen! Mensch-Ärgere-Dich spielen ist die Variante, die unpolitischen Menschen anstehen würde, wozu aber unser BP nicht zählen will. Bei Backgammon hingegen können keine Figuren umfallen. Es ist also sozusagen lectulapt, hat zudem arabische Wurzeln und könnte da eher in sein aktuelles Politprogramm passen. Fraglich ist nur, ob die Schriftstellerin Solches im Sinn hatte, als sie Herrn Wulff den gemeinsamen, wenn auch konditionierten Bettbesuch antrug. Hardy denkt, dass sie ihren verhinderten Bestseller als Bettlektüre einsetzen wollte. Damit hätte auch die bislang ungefragte Frau Wulff endlich eine legitime Funktion, nämlich als Mithörerin. Fragt sich nur, ob die Wulffs sich das wirklich antun sollen. Hardy kann sich Schöneres für sie vorstellen.

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