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Politik

Ein- und Ausladung

Ja, den gibt es auch noch. Vor lauter Stuttgart 21, Castortransport, Kernkraftlaufzeitenverlängerung, Wikileaks, Terrorwarnungen und Hartz IV hatten wir ihn fast vergessen: Sarrazin. Der war dieser Tage in Sindelfingen. Natürlich wurde gegen seinen Auftritt demonstriert. Die Folge: ein paar Polizisten mussten in die Klinik – also die üblichen Kollateralschäden beim Demonstrieren heutzutage.

Dann war noch zu lesen, dass die Schülerin eines für seine hochkarätigen, aktuellen, öffentlichen Gespräche bekannten Gymnasiums den Herrn S. dorthin eingeladen und er zugesagt habe. Einen Tag später wird die Einladung selbst zum Politikum; denn heute (3.12.10) lesen wir in der örtlichen Zeitung als Pressemitteilung der Schule:

Herr Sarrazin, der hässliche Theorien über bestimmte Migrantengruppen, insbesondere aus der Türkei, vertritt, wird entgegen einer Meldung in der SZBZ vom Donnerstag kein Gast am Goldberg-Gymnasium sein und ist auch niemals eingeladen worden. Schulleitung, Elternbeirat und Personalrat sind sich einig, dass ein solcher Besuch mit unserer Verantwortung für den Schulfrieden und gegenüber unseren ausländischen, insbesondere türkischstämmigen Schülern sowie deren Familien, unvereinbar wäre.

Was sagen uns diese Worte? Die Schule hat offenbar kalte Füße bekommen. Der Schulfrieden wird als gefährdet eingestuft, wenn eine Diskussion über „hässliche Theorien“ stattfände. Die pädagogische Rücksicht („Verantwortung“) auf die ausländischen Kinder und ihre Eltern hat Vorrang vor der Auseinandersetzung mit den Thesen des Herrn S. Die seien „hässlich“, heißt es, sind sie also auch falsch? Das dürfte mit diesem Adjektiv mitgemeint sein.

Und wie ist es mit den Fragen von Familien deutscher Kindern? Sind die schon beantwortet, indem man die Thesen des S. als hässlich darstellt? Manche werden meinen, ihre Schule verweigere sich einem sie interessierenden Thema.

Man hätte den S. ja auch in der an dieser Schule üblichen kritischen Weise „in die Mangel“ nehmen und damit ein Beispiel für eine Diskussion über falsche Thesen auf hohem Niveau geben können. Das ist bei vielen Gästen dort, sogar bei Ministern und bei ziemlich Linken, immer wieder gelungen. Eine vertane Chance, findet Häckerling.

(Blog-Eintrag Nr. 235