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ARD hinter RTL

Man könnte es auch umdrehen und statt „hinter“ die Präposition „vor“ benutzen, ändern würde sich an der Meldung nichts und wohl auch nichts an den Sorgenfalten der Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Diese Art Falten werden ihnen zumindest von den Kommentatoren unterstellt. Das kapiert Häckerling nicht; denn die von ARD und ZDF müssten doch eigentlich froh sein, dass sie hinter den privaten Fernsehsendern rangieren.

Dies ist eine Meinung; sie bedarf der Begründung. Die lautet: Weil die privaten Fernsehanstalten mit ihrem Werbefunk und den eingestreuten Filmschnipseln ja eigentlich nur das Bedürfnis jener Fernsehzuschauer stillen, die ab und zu auf den Bildschirm blicken, um sich abzulenken. Da ist es eigentlich egal, was läuft, Hauptsache es erfüllt den Zweck der Ablenkung. Und oft ist diese Bilderwelt auch unterhaltsam. Auch der Schreiber dieser Zeilen findet Werbung manchmal auch sehr lustig. Mit den Filmen zwischen der Werbung kann er kaum etwas anfangen, weil sich in seinem Kopf die Storys der Filme mit den Geschichten der Werbung so vermischen, dass ihm die Dramaturgie, der Zusammenhang abhanden kommt. Aber wer derlei mag, soll es haben.

Von der ARD erwarte ich mehr, Anspruchsvolleres halt, Theater zum Beispiel, alte und neue Filme, bei denen man keine Sekunde abschalten kann, Informationen, die so gründlich sind, dass man sich eigene Recherchen erspart, Kommentare, Analysen, Hintergründe. Auch Sport muss sein, wenn möglich kritisch aufbereitet: Wer verdient daran? Wer dopt? Und so. Und natürlich muss auch Unterhaltung geboten werden, aber wenn’s geht, mit ein bisschen Tiefsinn. Das mögen nicht alle, klar, das mögen eher weniger. Und daher können ARD und ZDF nicht mehr in der ersten Reihe sitzen. Lasst doch den Privaten ihren Spaß. Sie leben davon.

(Blog-Eintrag Nr. 246)