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Breuninger und Sprache

Das altehrwürdige Kaufhaus Breuninger mag gute Ware bei gutem Service verkaufen. Aber wie es dafür wirbt, ist ärgerlich. Für die grüne Zitrone, die faulige Tomate oder den sauren Apfel der Sprachverhunzer ist der Betrieb mit den schwäbischen Wurzeln ein heißer Anwärter. Nach „Karls Kitchen“, den Namen der modernisierten Essensausgabestelle in Stuttgart, über das wir uns an dieser Stelle schon genug erregt haben, ist nun über die Einladung zu einem langen Shopping-Abend zu berichten.

Als wichtigsten Grund für den Besuch des Sindelfinger Hauses, das eigentlich Breuningerland heißt, aber inzwischen zu einem „Center“ verkommen ist, wird genannt, man könne dort „fashion statements hautnah“ erleben. Man kann das nur als Faschingsscherz deuten, wenn man die Kunden am Samstag vor dem Ende der närrischen Zeit auf diese närrische Weise einlädt. Das Adjektiv „hautnah“ suggeriert Erotisches, mit „statements“ kommt eine wenig Politik ins Spiel und „fashion“ als Wort für Mode klingt nach „fesch“.

Was dem Glosseur nicht so ganz in den Kopf will: Wer soll auf diese sprachlich abartige Weise ins B-Land gelockt werden? Die letzten Bewohner der amerikanischen Siedlung in Böblingen, die U-30-Singles, die am Samstagabend nichts Besseres zu tun haben, oder die Gruppe der einfältigen Schwaben, bei denen man mit englischen Vokabeln Eindruck machen kann?

Eine Antwort auf „Breuninger und Sprache“

Das ist der Fluch unserer Zeit, jeder will weltoffen und international sein. “Bei uns kaufen Sie die besten Sachen aus der ganzen Welt” so scheint das Motto. Ich persönlich glaube nicht, dass damit auch nur ein einziger Kunde mehr angelockt wird, nicht mal die Kauflust derer, die kommen, dürfte steigen. Es ist mehr eine Art Selbstinszinierung des Kaufhauses, um sich zum Zentrum seiner eigenen Welt zu machen.

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