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Breuninger und Sprache

Das altehrwürdige Kaufhaus Breuninger mag gute Ware bei gutem Service verkaufen. Aber wie es dafür wirbt, ist ärgerlich. Für die grüne Zitrone, die faulige Tomate oder den sauren Apfel der Sprachverhunzer ist der Betrieb mit den schwäbischen Wurzeln ein heißer Anwärter. Nach „Karls Kitchen“, den Namen der modernisierten Essensausgabestelle in Stuttgart, über das wir uns an dieser Stelle schon genug erregt haben, ist nun über die Einladung zu einem langen Shopping-Abend zu berichten.

Als wichtigsten Grund für den Besuch des Sindelfinger Hauses, das eigentlich Breuningerland heißt, aber inzwischen zu einem „Center“ verkommen ist, wird genannt, man könne dort „fashion statements hautnah“ erleben. Man kann das nur als Faschingsscherz deuten, wenn man die Kunden am Samstag vor dem Ende der närrischen Zeit auf diese närrische Weise einlädt. Das Adjektiv „hautnah“ suggeriert Erotisches, mit „statements“ kommt eine wenig Politik ins Spiel und „fashion“ als Wort für Mode klingt nach „fesch“.

Was dem Glosseur nicht so ganz in den Kopf will: Wer soll auf diese sprachlich abartige Weise ins B-Land gelockt werden? Die letzten Bewohner der amerikanischen Siedlung in Böblingen, die U-30-Singles, die am Samstagabend nichts Besseres zu tun haben, oder die Gruppe der einfältigen Schwaben, bei denen man mit englischen Vokabeln Eindruck machen kann?

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KT und Schule

Es ist unsäglich. Gerade erst hat der Baron zu Guttenberg die überfällige Konsequenz gezogen und die wissenschaftliche Aufarbeitung des Scherbenhaufens ist noch nicht abgeschlossen, da reden sie schon wieder von der alsbaldigen Rückkehr des „Überfliegers“. Nein, er soll im Hangar bleiben.

Die Folgen der Untat des CSU-Politikers für die Wissenschaft sind beträchtlich. Das hat die ZEIT in ihrer letzten Nummer („Die Titelverteidiger“) deutlich herausgestellt. Die Folgen für die Schule ist noch nicht prägnant genug zum Ausdruck gekommen. Was wir schon lange vermutet und nun bestätigt bekommen haben, ist die hohe Täuschungsbereitschaft der Schülerinnen und Schüler. Sie laden herunter, was ihnen gefällt, und geben es ungeniert als ihr geistiges Eigentum aus. Sind die Lehrkräfte zu hilflos oder schlicht unfähig, dies zu unterbinden, oder ist es ihnen egal? Hauptsache, die Zöglinge haben etwas zu präsentieren.

Allmählich sollte auch den hartgesottensten „Inhaltsvertretern“ in der Schule klar werden, dass die Inhalte von Referaten oder Präsentationen aus Schülerkopf nicht den Hauch von Eigenständigkeit haben. Ob die Schüler etwas können, zeigt sich an der Form ihrer Arbeit: Wird sie in verständlicher Sprache ansprechend vorgetragen, ist sie klar gegliedert, auf das Niveau des Publikums, die Mitschüler, ausgerichtet und – vor allem – sind die Fundstellen oder Quellen ehrlich und korrekt angegeben? Bei Nachfragen kann sich dann zeigen, ob sie die Inhalte kapiert haben.

Und wie sollen wir, fragen die Lehrer, etwaige Plagiate erkennen? Indem die Schule sich die entsprechende Software – die gibt es – kauft oder least und das Programm die Arbeit prüft. Das heißt allerdings: Alle diese geistigen Produkte müssen digital abgeliefert werden.