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Die Börse und das verschossene Pulver

Es ist ja nicht das erste Mal, dass die Kurse an der Börse fallen. Man muss sich nur den 10-Jahre-Verlauf ansehen, dann kann man die Anstiege und die immer wieder auftretenden Abstiege des DAX schön nachvollziehen. Gewonnen haben bei dieser Achterbahnfahrt nur diejenigen nichts, die dem Märchen geglaubt haben, Aktien seien eine langfristige Anlage und daher auf lange Sicht  steigend. Gewonnen haben vor allem jene Zeitgenossen, die ihre Aktien oder Fonds verkauft haben, ehe die Kurve wieder nach unten zeigte – also die Spekulanten.

Es wird behauptet, die Börse bilde die Erwartungen für die künftige die Wirtschaftsentwicklung ab. Das derzeitige Sinken der Kurse sagt uns also: Es wird mal wieder schlechter. Die andere Behauptung ist, an der Börse sei man enttäuscht über die Politik. Sie finde keine Lösung für die Finanzkrise und habe ihr Pulver verschossen. Bei der Metapher vom Pulver denke ich an Geld. Das haben die Regierungen offenbar verpulvert, was man daran sieht, dass nunmehr alle Staaten hoch verschuldet sind. Die derzeitige Verschuldung ist im Wesentlichen die Folge der diversen aufgespannten Rettungsschirme und geschnürten Konjunkturpakete. Die haben sehr viel Geld gekostet. Das ist nun weg. Das Pulver ist verschossen. Es hat sich ausgerettet und ausgeschnürt. Die Aussichten sind düster.

Früher musste man in einer solchen verzweifelten Lage den Offenbarungseid leisten. Der wäre auch in diesen, unseren Zeiten fällig.

2 Antworten auf „Die Börse und das verschossene Pulver“

Dumme Fragen

“Es gibt keine dummen Fragen, sondern nur dumme Antworten”, glaubt das Volk, und fragt immer wieder die hohe Politik, mit welcher Finanz- oder Wirtschaftspolitik die “Finanzkrise” zu beenden sei. Die dummen Antworten der Politiker werden immer erst im Nachhinein als solche erkannt, was das Volk nicht davon abhält, weiterhin dumme Fragen zu stellen. So fragen jene, die sich haben einreden lassen, die “Finanzkrise” sei schon beendet, mit welcher Finanz- oder Wirtschaftspolitik die “Schuldenkrise” zu beenden sei.

Das erkenntnistheoretische Problem besteht darin, dass eine intelligente Frage nur stellen kann, wer den Großteil der Antwort schon kennt. Die erste intelligente Frage lautet: Warum glauben Politiker, es könnte überhaupt eine wie auch immer geartete Finanz- oder Wirtschaftspolitik geben, um die “Finanzkrise” (korrekt: beginnende globale Liquiditätsfalle nach J. M. Keynes) zu beenden? Die Antwort formulierte der Freiwirtschaftler Otto Valentin in einem Satz:

“Im Grunde ist Politik nichts anderes als der Kampf zwischen den Zinsbeziehern, den Nutznießern des Geld- und Bodenmonopols, einerseits und den Werktätigen, die den Zins bezahlen müssen, andererseits.”

(aus “Warum alle bisherige Politik versagen musste”, 1949)

Daran hat sich bis heute nichts geändert, bis auf die Tatsache, dass der Krieg – zwecks umfassender Sachkapitalzerstörung, um den Zinsfuß hochzuhalten – nur solange der Vater aller Dinge sein konnte, wie es noch keine Nuklearwaffen gab! Es bleibt also nichts anderes übrig, als die “Mutter aller Zivilisationsprobleme”, die Zinsumverteilung von der Arbeit zum Besitz, endlich durch eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform abzustellen. Weil aber “Die Natürliche Wirtschaftsordnung durch Freiland und Freigeld” (Silvio Gesell, 1916) wiederum das, was wir heute – am Ende des zivilisatorischen Mittelalters – als “hohe Politik” bezeichnen, überflüssig macht, kann ein Politiker die freie Marktwirtschaft ohne Kapitalismus (echte Soziale Marktwirtschaft) gar nicht erst andenken.

Die zweite intelligente Frage lautet: Welcher kollektive Wahnsinn ließ die halbwegs zivilisierte Menschheit Massenarmut, Umweltzerstörung und Krieg in Kauf nehmen und heute vor der größten anzunehmenden Katastrophe der Weltkulturgeschichte stehen, statt in allgemeinem Wohlstand auf kaum noch vorstellbarem technologischem Niveau in einer sauberen Umwelt und selbstverständlichem Weltfrieden zu leben? Die Antwort auf diese Frage führt über das größte Mysterium der modernen Kunst zum größten Geheimnis der Menschheit:

“Man bedenke, es handelt sich nur um einen Roman. Die Wahrheit wird – wie stets – weit erstaunlicher sein.”

Arthur C. Clarke, Vorwort zu “2001”

Herzlich Willkommen im 21. Jahrhundert
http://www.deweles.de/willkommen.html

Einen Offenbarungseid können wir uns leider nicht mehr leisten. Wir müssen weiter pulvern in der Hoffnung, dass dieses Pulver die Stellen unseres Systems verdeckt, die nicht mehr so gut ausgehen. Zudem ist dieses Pulver ja nicht verloren. An den Spekulanten bleibt es kleben und gibt ihnen noch mehr Möglichkeiten und Macht, was uns dazu bringt, noch mehr Pulver zu verpulvern.

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