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Die Protestanten und ihre Kirchenleitung

Man kann aus dem Mund der Führer unserer evangelischen Kirchen nicht nur sonntags viele schöne Wort hören – über die Integration z. B. und wie wichtig sie sei und was man alles tun müsste, um sie gelingen zu lassen, und wie doch so viele Institutionen versagen: die Parteien, die Schulen, die Medien.

Jetzt hat die evangelische Kirche von Württemberg selbst versagt. Einer Vikarin, die sich mit einem Muslim aus Bangladesh ehelich verbunden hat, wurde gekündigt. Sie darf ihre Ausbildung nicht fortsetzen. So streng war nicht einmal die Schulverwaltung im Fall der Kopftuchträgerin Fereshta Ludi. Sie durfte wenigstens ihr Referendariat (die Voraussetzung zur Ausübung des Lehrerberufs) zum Abschluss bringen.

Und wie begründet man diesen brutalen Schritt, dieses Berufsverbot? Der Partner einer Pfarrerin muss ein Christ sein, damit er versteht, was sie da so tut, und sie in ihrem schweren Beruf moralisch und geistlich begleiten kann. Dieses Argument lässt sich ausbauen: Lehrerinnen sollten nur Lehrer heiraten, Bänkerinnen nur Bänker, Sozialarbeiterinnen nur Sozialarbeiter, dann ist die seelisch-moralische Begleitung auch in diesen schwierigen Berufen gesichert. Vielleicht ein Beitrag zur Verringerung der Burn-out- Fälle?

Die Leitung der evangelischen Kirche in Württemberg täte gut daran, ihre merkwürdigen betriebsinternen „Regeln“ dem europäischen Recht anzupassen.

Noch etwas: Die entlassene Vikarin hat den gleichen Familiennamen wie der Schreiber dieses Blogs. Zwischen den beiden besteht aber keinerlei Verwandtschaft.