Kategorien
Politik

Der Minister und die Menschenwürde

Bei einem von zwei Schülerinnen des Goldberg-Gymnasiums in Sindelfingen gut moderierten Gespräch zwischen dem Bahn-Manager Dr. Kefer und dem baden-württembergischen Verkehrsminister Hermann äußerte sich Letzterer lobend über die originellen Protest-Ideen der S-21-Gegner. Daraufhin wurde ein Button gezeigt, auf dem der Slogan stand: „Grube in die Grube“. Was er davon halte, wurde der Minister gefragt.

Es zeigte sich, dass er den Spruch „originell“ und „witzig“ fand – wegen des Wortspiels, wie er sagte. Dass es sich um eine Todesdrohung handelt, schien ihm nicht bewusst. Oder ist er der Meinung, dass ein gutes Wortspiel eine solche Frage überflüssig mache? Schließlich bequemte sich Hermann dann doch noch zu der Aussage, man müsse mit dem politischen Gegner so umgehen, dass man mit ihm danach auch noch reden kann. Doch wie will er mit einem begrabenen, also doch wohl toten Bahnchef Grube reden?

Häckerling findet es bedenklich, dass ein Minister in einer Schule und vor Hunderten junger Leute keine klarere Sprache zu den in unserer Gesellschaft derzeit noch geltenden Werten gefunden hat. Aber wenn es inzwischen normal ist, andere als Lügenpack zu bezeichnen oder sie als Zeichen besonderen Abscheus nach Art des Islam mit Schuhen zu bewerfen, dann kann man wahrscheinlich auch von einem grünen Minister nicht mehr erwarten. Dabei haben wir ein Grundgesetz, in dem die Würde des Menschen als „unantastbar“ bezeichnet wird.