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Stuttgart und der Juchtenkäfer

Es gebührt der ZEIT ein großes Dankeschön, dass sie uns über das Juchtenkäfer-Problem aufklärt (Ausgabe 6/2012, S. 36). Auch wer für den neuen Stuttgarter Bahnhof ist, litt immer klammheimlich an seiner Mitschuld am Untergang dieses Käfers. Man kam sich vor, als gehe man über die Leichen einer Tierart, nur um in einem unterirdischen Bahnhof den ICE besteigen zu können. Dieses Gefühl, für die brutale Ausrottung von Lebewesen verantwortlich zu sein, ist jetzt ein bisschen schwächer geworden.

Die Botschaft der Juchtenkäfer-Geschichte lautet: Eigentlich gehören diese Tiere gar nicht in den Schlossgarten. Die Bäume, auf denen sie leben, Platanen, sind die falschen, das Milieu, in dem sie überleben, eine Parklandschaft, ist ihnen nicht zuträglich, der Bereich, den sie hatten und haben werden, ist zu begrenzt und führt zur Inzucht.

Juchtenkäfer gehören in Urwälder, wo es alte, hohle Bäume gibt, in denen Spechte klopfen, Pilze wuchern, Holz modert, wo sich Mulm, also Kompost, sammeln kann, das Lebenselixier des Juchtenkäfers.In dieser Umgebung finden die Tiere jene Anregungen und Partner, die sie zur Fortpflanzung motivieren.

Der Schlosspark war und ist kein Urwald, sondern dient der Naherholung der Menschen. Bessere Chancen hat der Juchtenkäfer in Deutschlands Osten. Dort gibt es ihn, weil es Wälder gibt, die ihm gefallen. Wie wäre es mit einer Umsiedelung? Dann könnte zusammenwachsen, was zusammengehört: die Juchtenkäferpopulation von Ost und West.