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Die Villa Reitzenstein und die Bürger

Die Villa Reitzenstein im Osten Stuttgarts ist ein schönes Anwesen in Halbhöhenlage. Die zu Beginn des 20. Jahrhunderts erbaute, geräumige Villa liegt in einem mustergültig gepflegten Park und ist das Zentrum der politischen Macht Baden-Württembergs. Dass wir Bürger es uns mal ansehen durften, ist eine freundlichen Geste, für die wir dem Ministerpräsidenten unseren Dank abstatten. Man kann schon einiges sehen: Flure, wo man die Vorgänger Kretschmanns an den Wänden bewundern kann (außer Oettinger und Mappus natürlich), Räume, wo sich die Berühmtheiten dieser Welt ein Stelldichein geben, Säle, in denen gut gespeist und klug geredet wird, den Arbeitsplatz des MP und natürlich den Kabinettsaal, wo am Dienstagmorgen die Ministerrunde tagt, um die grün-rote Politik auf den Weg zu bringen.

Es war viel Personal aufgeboten an diesem 21. Juli 1012, einem Samstag, der kühl und regnerisch war. Doch der Rundgang, den man liebevoll ausgezeichnet hatte, entpuppte sich bald als Menschenfalle. Es ging und ging nicht weiter. Man durfte lange stehen und sich an den Konterfeis von Reinhold Maier, Ernst Filbinger und Erwin Teufel sattsehen. Woran lag es? An den Ministern. Die gaben einer eher kleinen Gruppe im Kabinettsaal brav Auskunft, während sich unten die Massen stauten. Wahrscheinlich hat man sich nicht getraut, den Damen Öney und Krebs und dem Herrn Hermann zu sagen, dass sie die Bürger unangemessen lange warten ließen.

Man habe nicht mit einem solchen Andrang gerechnet, sagte ein sichtlich gestresster Aufsichtsmann. Wie bescheiden diese Regierung ist! Beim Verlassen der Villa gab es einen Wolkenbruch. 50 in der Warteschlange stehende Bürger wurden ziemlich nass. Im Foyer wäre noch reichlich Platz zum Anstehen gewesen.

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