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Die Zeitung und das Ende

Nicht dass die Macher der Stuttgarter Nachrichten an das Weltende am 21.12. glauben würden, sie halten es für eine Zeitungsente, eine Fehlmeldung, ein Missverständnis. Aber es erstaunt doch, dass sie dem Datum eine Doppelseite ihrer heutigen Ausgabe (19.12.12) widmen. Da werden klug alle möglichen Endzeitszenarien auf ihre Wahrscheinlichkeit abgeklopft, immer (sei es bei der Grippe, den Asteroiden oder beim Klima) mit dem Ergebnis, dass das Eintreten eines solchen apokalyptischen Ereignisses sehr unwahrscheinlich sei. Trotzdem finde ich eine solche Ernsthaftigkeit in einer seriösen Tageszeitung lächerlich.

Oder können die Medien – und die Tageszeitungen ganz besonders – nur überleben, wenn sie auf jedes Event eingehen und sei es das abseitigste? Braucht nur jemand einen Unsinn in die Welt zu setzen und alle suchen dann sofort den tiefen Sinn darin? So leicht lässt sich die Medienwelt manipulieren? Offenbar springen die alle gerne auf einen fahrenden Zug auf und sei es auch nur einer, der unterwegs ist ins Depot. So also lenkt man die Menschen von den wahren Problemen ab: Man unterhalte sie mit Nichtigkeiten, dann kümmern sie sich nicht mehr um Wichtigkeiten. Was Marx einst der Religion unterstellt hat, sie sei Opium des Volks, das passt heutzutage gut aufs Medienangebot. Oder soll ich gar die verschärfte Variante dieses Satzes wählen? Der Stoff der Medienangebote als Opium fürs Volk, ihm zur Sedierung verabreicht von solchen, die gut an diesem Stoff verdienen?