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Die Christdemokraten und das Göttliche

Endlich haben CDU und CSU ein Thema, mit dem sie ihre konservative Grundhaltung überzeugend deutlich machen können. Zugleich bietet es die Möglichkeit, ihrer ungeliebten Familienministerin Schröder einen Backenstreich versetzen. Vor allem ihre Geschlechtsgenossinnen aus dem Süden tun sich dabei besonders hervor. Es geht um Grammatik, genauer: um die Verwendung eines bestimmten Artikels, um den Artikel „das“. Den habe, sagen manche Parteichristen, die Ministerin falsch verwendet und damit den ganzen Glauben in Frage gestellt. Der Kontext ist der: Die ZEIT fragte (in der Ausgabe vom 19.12.12): „Wie erklärt man einem kleinen Mädchen, das (gemeint ist wohl „dass) alle zu DEM lieben Gott beten, nicht zu DER Gott?“ Frau Schröder antwortet so: „Ganz einfach: Für eins musste man sich entscheiden. Aber der Artikel hat nichts zu bedeuten. Man könnte auch sagen: das liebe Gott.“ Nach diesem Satz brach ein christlicher shitstorm aus. „Das“ gehe gar nicht, sagen ihre Parteifreundinnen. Nur Frau Merkel nimmt es nicht so tragisch.

Da haben wir ihn wieder, jenen Streit um den „männlichen“ Gott, den schon Max Frisch in „Homo Faber“ führen ließ. Dabei ist das eine unsinnige Debatte. Offenbar kennen sie selbst im Pisa-starken Bayern den Unterschied zwischen dem grammatischen Geschlecht (genus) und dem biologischen (sexus) nicht. Beides steht sehr oft nicht im Einklang. Die Grammatik ist da recht willkürlich. Will jemand im Ernst behaupten, „das“ Mädchen sei nicht nur grammatisch, sondern auch biologisch ein Neutrum? Jedes Kind hat, obwohl grammatisch „sächlich“, ein biologisches Geschlecht.

Und wie ist es mit „Gott“? Das Wort, mit dem man ihn benennt, ist grammatisch traditionell „maskulin“. Aber das kann sich schnell ändern, wenn wir „das Göttliche“ sagen oder „das Wort, das Fleisch wird,“ oder „das“ göttliche Wesen, „das“ Transzendente, „das“ Überirdische, Jenseitige, Wunderbare – alle diese Wörter sind grammatisch sächlich. Gott steht über der Grammatik, da hat der Papst schon recht.

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