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Neues Jahr und neue Gesichter

Offenbar haben manche Politiker für das neue Jahr gute Vorsätze gefasst. Herr Rösler sagt, er wolle künftig alles besser machen, Herr Niebel traut sich zu sagen, dass er das nicht glaubt. Eine Zeitung kalauert prompt von „Niebelungen“. Offenbar will sie 2013 besonders geistreich sein. Dabei könnte man Niebel allenfalls mit Hagen von Tronje vergleichen. Dann wäre Rösler ein Siegfried, allerdings mit sehr vielen verwundbaren Stellen.

Herr Wowereit hat an Silvester erkannt, dass ihm der Berliner Großflughafen über den Kopf gewachsen ist und „wirft hin“, wie man seit Neuestem sagt. Nun darf der Brandenburger Platzeck mit diesem Thema anecken. Die Ankündigung der Eröffnung ist sinnig formuliert: „frühestens 2014“. Das lässt Luft nach hinten. Vielleicht könnte man den Flughafen zusammen mit Stuttgart 21 einweihen?

Frau Wulff hat ihre guten Vorsätze für 2013 in die Tat umgesetzt und sich von ihrem arbeitslosen Mann abgesetzt. Der Arme muss nun die anstehenden juristischen Attacken ganz alleine durchstehen. Snüff.

Die arme Stuttgarter Zeitung muss ihren Schuster-Festival beenden. Die Hofberichterstattung kann aber nahtlos auf den Nachfolger Fritz. K. übergehen. Von ihm ist zu lesen, dass er kaum etwas anders, aber vieles einfach besser machen will. Gute Vorsätze sind nie schlecht. Die schon erwähnte kalauernde Zeitung hat sich zu dem feinsinnigen Begriff „Kuhn-tinuität“ durchgerungen.

Ziemlich unglücklich bin ich ob des Hinwerfens von Frau Warminski-Leithäußer. Es war immer ein Vergnügen, über ihre Schulpolitik zu schreiben. Nun soll es ein gewisser Stoch richten, nicht Storch und auch nicht Stock. Ich sehe schon die Schlagzeile der kalauernden Zeitung vor mir, die den Namen des Kultusministers in ein Verb verwandelt. Auch von ihm ist übrigens zu lesen, dass er nichts anders, aber alles besser machen will. Gute Vorsätze, wohin das Auge blickt.

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Thierse und der Humor

Sie sollte lustig sein, Thierses Schwabenschelte. Sie war es aber nicht oder der subtile Humor des gebürtigen Breslauer wurde irgendwie missverstanden. Denn die so lustig Angegriffenen reagierten nicht mit Lachen, sondern empört. Was Thierse ihnen vorwirft ist mangelnde Integration. Schwaben haben gefälligst wie Berliner zu werden und statt von „Wecken“ von „Schrippen“ zu sprechen sowie die saudumme Kehrwoche zu vergessen.

Nun ist dazu schon einiges Kluge gesagt worden, aber der Hinweis auf die süddeutschen Zahlungen in den Länderausgleich kann nicht wirklich befrieden, denn schließlich haben die Berliner einen Rechtsanspruch auf dieses Geld. Der linguistische Einwand – es heiße hier nicht „Wecken“, sondern „Weckle“ (Stuttgarter Zeitung) oder „Brötchen“ oder wie auch immer – verfängt auch nicht, weil sie der Vielfalt des Angebots hiesiger Bäcker nicht gerecht wird.

Zur Kehrwoche sage ich lieber nichts. Als gelegentlicher Besucher der Hauptstadt kann ich ihr keine übertriebene Sauberkeit attestieren. Aber das ist ja ein Zeichen ihrer Buntheit und damit ihres Charmes.

Geradezu erheitert hat mich Thierses Einlassung, der Berliner habe Humor, der Schwabe (wen meint er eigentlich damit – die Augsburger, die Oberschwaben?) keinen. Wie bitte? Ich finde Berlin toll, anregend, aufregend, beeindruckend, aber Humor oder Heiterkeit habe ich dort kaum gefunden, allenfalls ätzendes Kritisieren oder muffige Unhöflichkeit. Wie Thierse halt. Kleiner Tipp für ihn: Lesen Sie mal mal Jakob Heins „Gebrauchsanweisung für Berlin“.

Was mich sehr beruhigt: Thierse lässt den in Berlin lebenden Türken mehr kulturellen Freiraum als jenen, die er „Schwaben“ nennt. Oder hat er nur nicht den Mut, sich mit denen anzulegen?