Kategorien
Politik

Stuttgart und sein Bahnhof

Freimütig bekennt Häckerling, dass er sich in seinem Blog lange nicht mehr mit Stuttgart 21 beschäftigt hat. Irgendwann – vor einigen hundert Beiträgen – verstieg er sich zu der Prophezeiung, der Bahnhof werde nicht gebaut. Wenn man die aktuellen Berichte liest, sieht es tatsächlich so aus. Verwiesen sei auf die Stuttgarter Zeitung vom 5.2.13 und ZEIT-online, wo der Artikel inhaltlich übernommen wird. Offenbar, so verstehe ich die Texte, muss man damit rechnen, dass der Bund seine Tochter, die Bahn, ins Gebet nimmt und sie zum Zwecke der Kostensenkung um die Vorlage neuer Pläne bittet. Über diese Entwicklung werden die Gegner von S 21 in Jubelschreie ausbrechen. Worüber jubeln sie?

Sie freuen sich, dass der gehasste Tiefbahnhof nicht kommt. Aber sie freuen sich vermutlich zu früh darüber, dass statt dessen der Kopfbahnhof irgendwann in neuem Glanz erstrahlen wird. Falls es tatsächlich dazu kommt, dass S 21 gestoppt wird, steht eine lange Zeit des Stillstands an. Denn nun wäre zu klären, was man mit dem baulichen Wrack im Zentrum der Stadt machen soll. Es würden neue Pläne zu erstellen sein, neue Genehmigungsverfahren und langwierige Bürgerbeteiligungen stünden bevor. Neue Verhandlungen zur Verteilung der Kosten wären fällig. Komplizierte Rechtstreitigkeiten über Schadenersatzfragen müssten durch alle Instanzen.

Kurzum: Für eine jahrzehntelange Ruhephase in Stuttgarts Mitte wäre gesorgt. Die Bahnreisenden hätten in dieser Zeit weiterhin das Vergnügen, in einer zugigen, maroden Bauruine von strittiger Schönheit auf verspätete Züge warten zu dürfen.