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Deutschland und seine toten Seelen

Was haben wir über die Griechen gespottet und ihre Verstorbenen, die sie am Leben ließen, um ihre Rente einzustreichen! Was haben wir über Ned Devine gelacht, der (in Irland!) als Toter weiterleben musste, damit dem Dorf der Lotteriegewinn nicht verloren ging! Gogols „Tote Seelen“ haben wir bisher für eine russische Spezialität gehalten, den nur dort konnten wir uns Schlampigkeit, gekoppelt mit Betrug gut vorstellen.

Aber nun das: Glatte eineinhalb Millionen Menschen, die in deutschen Amtsdateien säuberlich aufgeführt waren und Jahr für Jahr zu einer Gesamtbevölkerung von fast 82 Millionen Bundesbürgern addiert wurden, gibt es gar nicht. Ihre Namen waren Schall und Rauch. Haben sie auch wie in Griechenland eine Rente bekommen? Haben sie Häuser bewohnt, die in Wirklichkeit leer standen? In einem Staat, in dem es schon einige Zeit die elektronische Datenverarbeitung gibt, ist das Nichtvorhandensein dieser 1500 Tausend Menschen nicht aufgefallen?

Gewiss gibt es rationale Erklärungen: Zählfehler, Menschen, die in mehreren Kommunen gleichzeitig lebten, Mitteilungen, die nicht weitergegeben wurden, Dateien, die man nicht abgeglichen hat. Aber trotzdem: Es ist erschütternd, was in diesem Staat alles möglich ist. Nicht einmal zählen können wir.

Und die Folgen seien gravierend, heißt es, die finanziellen, politischen sowieso, aber auch die pädagogischen. Wir können Schulen schließen, die man mangels Schülern gar nicht braucht. Wir können Integrationsprogramme eindampfen, weil es die zu integrierenden jungen Menschen gar nicht gibt.

Deutschland hat ein Rechenproblem, hat die ZEIT festgestellt, weil die Deutschen nicht rechnen können. Wie recht sie hat.