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Überwachungsgötter

Dass Dan Brown spannende Geschichten schreibt, ist allseits bekannt, aber dass sein früher Roman „Diabolus“ (1998), der in Deutschland erst mit siebenjähriger Verspätung (2005) erschienen ist, die NSA zum Thema hat, wohl weniger. Eingebettet in eine typische Thriller-Handlung mit obligater Liebesgeschichte werden auf durchaus ordentlichem Niveau jene Fragen diskutiert, die uns heute beschäftigen: Muss in einer Demokratie auch die Überwachung prinzipiell transparent sein? Steht ein Geheimdienst, weil er ja zum Wohl des ganzen Volkes alle überwachen zu müssen meint, außerhalb jeder rechtlichen Kontrolle? Welche Gefahren birgt ein solcher Freibrief für eine im Verborgenen arbeitende Behörde? Es ist bemerkenswert, mit welcher Klarheit Brown schon vor 15 Jahren diese Fragen formuliert hat. Es mutet sehr aktuell an, wie er die verschiedenen Positionen, die der Bürgerrechtler einerseits und die der Vertreter der Staatsraison andererseits, durchspielt. Dass es in dieser Frage keine Sieger geben wird, ist dem Leser nach der Lektüre klar. Die Geschichte dreht sich um eine Maschine der NSA, die den Code sämtlicher verschlüsselter Texte knacken kann. Nun hat ein begabter, eher bürgerrechtlich orientierter Programmierer eine Idee, wie man diese Maschine mattsetzen könnte. Aber das darf natürlich nicht geschehen. Ohne Rücksicht auf rechtsstaatliche Vorgaben wird der Kampf gegen diesen Störer der geheimdienstlichen Freiheit geführt. Ob die tatsächliche, die heutige NSA auch zu dieser Brutalität bereit und fähig ist, wissen wir natürlich nicht. Aber Dan Browns Roman ist geeignet, unsere Skepsis gegenüber dieser Datenkrake deutlich zu erhöhen.

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