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Rückwärtsroller

Die SPD macht gerne mal was rückgängig, vor allem im Bildungsbereich. So will man zurück zum neunjährigen Gymnasium, nur weil irgendwelche Schulen es nicht schaffen, den Kinder in acht Jahren das Wesentliche zu vermitteln. Dabei gibt es eine beträchtliche Zahl von Schülern, denen auch G8 zu wenig bietet.

Nun hat man sich eine neue Rolle rückwärts ausgedacht: die Wiedereinführung der Leistungskurse. Die waren einst die Frucht der großen Gymnasialreform der 1970er Jahre. Es gab in der Anfangsphase sehr beliebte LK-Kombinationen, zum Beispiel Biologie und Sport. Allerdings soll man daher sogar in Ägypten erwogen haben, das deutsche Abitur nicht mehr anzuerkennen – wegen seines zu niedrigen Niveaus. Aber vielleicht gehört diese Geschichte ins Reich der Legenden.

Jedenfalls war man im schwarz-gelb regierten Baden-Württemberg durchaus besorgt über die Entwicklung. Die trostlos schlechten Leistungen in den Grundkursen von Deutsch und Mathematik führten dazu, dass man in diesen Fächern die Aufteilung in Grund- und Leistungskurse aufgehoben und sie zu „Kernkompetenzfächern“ ernannt hat.

Nun wollen die baden-württembergischen Sozialdemokraten an dieser Schraube drehen und zur alten Struktur (LK und GK) zurückkehren. Angesichts dieser sinnlosen Nostalgie dreht sich mir nicht nur im Kopf alles Mögliche, sondern auch der Magen um. Es ist zum …

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Überwachungsgötter

Dass Dan Brown spannende Geschichten schreibt, ist allseits bekannt, aber dass sein früher Roman „Diabolus“ (1998), der in Deutschland erst mit siebenjähriger Verspätung (2005) erschienen ist, die NSA zum Thema hat, wohl weniger. Eingebettet in eine typische Thriller-Handlung mit obligater Liebesgeschichte werden auf durchaus ordentlichem Niveau jene Fragen diskutiert, die uns heute beschäftigen: Muss in einer Demokratie auch die Überwachung prinzipiell transparent sein? Steht ein Geheimdienst, weil er ja zum Wohl des ganzen Volkes alle überwachen zu müssen meint, außerhalb jeder rechtlichen Kontrolle? Welche Gefahren birgt ein solcher Freibrief für eine im Verborgenen arbeitende Behörde? Es ist bemerkenswert, mit welcher Klarheit Brown schon vor 15 Jahren diese Fragen formuliert hat. Es mutet sehr aktuell an, wie er die verschiedenen Positionen, die der Bürgerrechtler einerseits und die der Vertreter der Staatsraison andererseits, durchspielt. Dass es in dieser Frage keine Sieger geben wird, ist dem Leser nach der Lektüre klar. Die Geschichte dreht sich um eine Maschine der NSA, die den Code sämtlicher verschlüsselter Texte knacken kann. Nun hat ein begabter, eher bürgerrechtlich orientierter Programmierer eine Idee, wie man diese Maschine mattsetzen könnte. Aber das darf natürlich nicht geschehen. Ohne Rücksicht auf rechtsstaatliche Vorgaben wird der Kampf gegen diesen Störer der geheimdienstlichen Freiheit geführt. Ob die tatsächliche, die heutige NSA auch zu dieser Brutalität bereit und fähig ist, wissen wir natürlich nicht. Aber Dan Browns Roman ist geeignet, unsere Skepsis gegenüber dieser Datenkrake deutlich zu erhöhen.