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Zugehörigkeit

Nun, nach Wulff und der Kanzlerin, sagt es auch Kretschmann, dass der Islam zu Deutschland gehöre. Was wollen sie damit ausdrücken? Auf den ersten Blick etwas völlig Banales. Zu Deutschland gehören Rhein und Elbe, der Schwarzwald und der Bodensee, Bayern München und Werder Bremen, CDU und SPD, Christen, Juden und Muslime. „Gehören zu“ bedeutet „Teil sein von etwas“. Zu einer normalen Wohnung gehört ein Bad, zu einem Auto eine funktionierende Bremse, zu einem Fest ein gutes Essen.

Warum also die Aufregung über den Islam-Satz? Offenbar sieht man in ihm mehr, als er zum Ausdruck bringt. Er impliziert für manche die Aussage, dass der Islam ein Teil der deutschen Identität sei, dass er zu unserer religiösen und politischen Grundausstattung gehöre wie das Christentum, die Demokratie und die im Grundgesetz verankerten Menschenrechte. Damit aber hakt es. In der Verfassung des Landes Baden-Württemberg wird zwar das Christentum genannt, aber nicht der Islam, nicht das Judentum und auch nicht der Atheismus. Aber es gibt diese Religionen bei uns. Sie genießen den besonderen Schutz der Verfassung, sie sind zu tolerieren, zu achten, zu schützen. Sollen sie auch in die Verfassung aufgenommen werden? Es sieht so aus, als näherten wir uns einer großen Koalition für die Erweiterung und Umformulierung des Grundgesetzes und der Länderverfassungen. Das Vorgeplänkel dazu findet bereits statt.

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