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Frustlösungen

Aus Frust habe er die auf dem Schreibtisch seines Vaters liegenden „Erwartungshorizonte“ (Lösungsblätter) des Mathematik-Abiturs 2015 ins Netz gepustet. Wir haben es also nicht mit einem neuen Whistleblower zu tun, einem Kämpfer gegen sinnlose Geheimhaltung wichtiger Dokumente, sondern einem ganz normalen Schüler. Nun sind die Lösungen von Mathematik-Abituraufgaben nur für einen kleinen Teil der Menschheit, die Abiturienten aus Baden-Württemberg, von Interesse, allerdings eher vor der Prüfung. Danach kann man nur noch konstatieren: Ich habe das mathematische Problem richtig, teilweise richtig, gar nicht richtig angepackt. Dafür bekomme ich 14, 8 oder nur 2 Punkte. Für den nachlässigen Lehrer-Vater wird es ein beamtenrechtliches Nachspiel geben. Er hätte seinen Sohn eigentlich gut genug kennen müssen. Etwas mehr Sorgfalt beim Verbergen der rosaroten Lösungsblätter wäre nicht schlecht gewesen. Für die beiden spricht, dass sie sich rasch zu ihrer Tat bekannt haben. So könnte auch die disziplinarische Ahndung weniger hart ausfallen. Welche juristischen Folgen die Publikation haben wird, muss man abwarten. Kluge Anwälte könnten die Bepunktung der Arbeit ihres Mandanten unter Hinweis auf die vorliegenden Lösungen in Frage stellen. Leider wirkt sich manchmal auch ein einziger Notenpunkt auf das Gesamtergebnis aus und damit auf den numerus clausus, also auch auf die Chance, einen ganz bestimmten Studienplatz zu ergattern.

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Rückständler

Wenn ich die griechischen Zustände kritisiere, überkommt mich ein unangenehmes Gefühl, eine Mischung aus Wut und schlechtem Gewissen. Wir haben die materiellen Überreste deutscher Gräueltaten an vielen Orten gesehen und können uns leider nur zu gut vorstellen, welches Leid im Namen des deutschen Staates vielen Griechen angetan worden ist. Auch wenn es da nichts wiedergutzumachen gibt, so könnte man über Zeichen des Respekts und der Versöhnung durchaus nachdenken. Warum gibt es kein deutsch-griechisches Jugendwerk nach dem Muster des deutsch-französischen? Warum keinen Fonds für griechische Verfolgungsopfer – so noch welche am Leben sind? Das zum Stichwort „schlechtes Gewissen“.

Zum Stichwort „Wut“ ist heute zu lesen, dass die griechische Regierung 76 Milliarden Euro vermisst. Das sei der Betrag an ausstehenden Steuern. Sie wurden und werden einfach nicht bezahlt. Nun kennen wir das hierzulande auch. Die Steuerparadiese lassen grüßen. Da wird sicher auch einiges griechisches Geld liegen. Aber das allein reicht als Erklärung nicht aus. Es müssen ganz banale Steuerzahlungen „vermieden“ worden sein. Von den 76 wünscht sich die Regierung allenfalls neun zurück. Mehr sei nicht drin, heißt es, die andere 65 bleiben dem Staat verloren. Da frage ich mich: Warum helfen wir, warum hilft Europa den Griechen nicht, an dieses Geld heranzukommen? Das wäre eine gute Tat, denn es wäre „eigenes“ Geld, das zur Sanierung der „maroden Staatsfinanzen“ (so nennt man das wohl) beitragen könnte.

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Krawallmacher

Es gibt gewiss einige Gründe, die Welt der Banken nicht zu mögen. Man kann auch die Europäische Zentralbank ablehnen. Ihr neues Gebäude in Frankfurt schön zu finden ist niemand verpflichtet. Und ob sich diese Institution als Teil der „Troika“ in Griechenland immer vorbildlich, auftragsgemäß oder sensibel verhalten hat, mag man durchaus bezweifeln. Klar ist auch, dass eine Demonstration gegen die EZB wie jede andere staatlichen Schutz genießt. Was sich aber vorgestern in Frankfurt abgespielt hat, rückt die ganze Bewegung mit dem kunstvoll-künstlichen Namen „Blockupy“ ins Zwielicht. Es gibt darunter offenbar Figuren, die der Bewegung von innen heraus schaden oder ihr einen ganz besonderen Stempel aufdrücken wollen. Derlei Typen gibt es auch unter den Fan-Gruppen beim Fußball, es gibt sie in der Bewegung gegen Stuttgart 21 und offenbar auch unter denen, die den Kapitalismus bekämpfen und abschaffen wollen. Sie meinen wohl, dass sie durch das Abfackeln eines PKW oder das Einwerfen von Fensterscheiben andere Menschen zum kritischen Nachdenken über die Finanzwirtschaft bewegen könnten, und dass sie mit der Einräucherung von Wohngebieten neue Anhänger für ihre Bewegung werben würden. Oder tut man ihnen zu viel der Ehre an, wenn man sie überhaupt solcher Gedankengänge für fähig hält? Vielleicht sind das ja nur Dumpfbacken ohne Verstand. Dass es allerdings ernsthafte und ernstzunehmende Menschen geben soll, die mit diesen Krawallmachern und Chaoten gemeinsame Sache machen, ist sehr schwer zu verstehen. Noch unverständlicher ist, was die Medien heute melden: Man mag sich von diesen Gewaltexzessen nicht distanzieren.