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Abgasgeber

Da waren wir doch gerade mal für ein paar Tage auf der Sonnenseite. Nach den düsteren Wochen als Griechenland-Quäler bekamen „die Deutschen“ ein wenig Lob für ihre Willkommenskultur. Und nun das: Der Konzern, der schon durch seinen Namen das Volk zu repräsentieren vorgibt, wird als kriminelle Vereinigung entlarvt. Absichtlicher Betrug am Autofahrer lautet der Vorwurf. Die finanzielle Seite des Desasters wird groß sein. Aber die Aktionäre werden es überleben und die Kasse der amerikanischen Steuerbehörde wird es freuen. Was mich persönlich viel mehr ärgert: Mein ganzes Autofahrerleben habe ich auf VW gesetzt. Im Vertrauen darauf, dass diese Firma zwar keine aufregenden PKW produziert, aber doch grundsolide. Kein Daimler kam je in Frage, schon gar nicht ein Ford oder Opel. Und auch kein Japaner, schließlich will man die heimische Wirtschaft stärken. Das alles stellt sich nun als große Täuschung und Enttäuschung heraus. Ich bin auf Trickser hereingefallen, auf Leute, die Deutschlands guten Ruf bedenkenlos aufs Spiel setzen, denen der Profit über alles geht. Die Volkswagenleute haben es gewagt, das Volk nach Strich und Faden zu betrügen. Das wird dem Ruf des Landes mehr schaden als der braune Mob, der sich wieder aus den Löchern traut. Haut ab, ihr korrupten VW-Manager, gebt Gas beim Rücktritt!

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Überforderung

Überforderung

 

Wenn sich ein Schüler nur unzureichend auf eine Prüfung vorbereitet hat, nimmt es nicht Wunder, dass er sich überfordert fühlt. Seine Klage über die schwierigen Aufgaben ist subjektiv durchaus berechtigt. Der Begriff „Überforderung“ sagt etwas aus über den, an den Forderungen gestellt werden. Ob eine Forderung berechtigt ist oder nicht, hat nichts mit dem Adressaten zu tun. Derzeit melden viele, dass sie überfordert seien: die Kommunen, die Landkreise, die Bundesländer, der Innenminister. Der für Flüchtlinge Zuständige hat das Handtuch geworfen. Auch er fühlte sich mutmaßlich überfordert. Bei schulischen Prüfungen hat man meistens eine zweite Chance. Mit besserer Vorbereitung lassen sich die Forderungen leichter erfüllen. Die überforderten Gemeinwesen bekommen sie nun auch. Ungarn, Kroaten und Slowenen halten die Flüchtlinge auf und helfen damit den überforderten Deutschen. Vielleicht merken die Migranten bald, dass es in Syrien, dem Irak, in Afghanistan, in Gambia und Mali, in den Massenlagern des Libanon und der Türkei viel schöner und vor allem sicherer ist als im ungastlichen Europa. Der Satz ist natürlich ironisch gemeint. Und auch der folgende: Warum soll man im Mittelmeer ertrinken, im Niemandsland des Balkan an Erschöpfung sterben oder Opfer eines Brandanschlags in Deutschland werden, wenn man auch in der Heimat sterben kann? Ergo: Wenn die Forderung der Unterbringung wegfällt, mindert sich auch die Überforderung. Wie schön für uns!

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Europa

Nach dem Krieg, den Deutschland 1939 entfesselt hat, zogen durch Europa Millionen von Flüchtlingen, die man damals auch „Vertriebene“ nannte. Wenn sie hierzulande ankamen, waren sie wenig willkommen. Sie erweckten Ängste um den eigenen Besitz, hatten eine andere Konfession – für Protestanten waren Katholiken einst der Horror schlechthin und umgekehrt – und sie brachten andere Bräuche mit. Unsereins war kein Flüchtling, aber in meiner Heimatgemeinde gab es „verdächtige Menschen“ in den Lagern am Rand der Kommune. Man mutmaßte, dass sie stahlen. Auch rochen sie schlecht. Der Schüler H. gab seinen Eltern die Mitschuld am Krieg und dessen Folgen. Aber er hatte eine Hoffnung: Europa. Die wurde auch offiziell genährt. Und die europäische Einigung ließ sich auch nicht schlecht an. Über die Wirtschaftsunion kam man sich näher. Es schien sich eine Wertegemeinschaft zu entwickeln. Die europäischen Verträge jedenfalls nährten diese Vision. Daran in der Gegenwart noch zu glauben, fällt zunehmend schwerer. Der Ungar O. spricht von seinem „tausendjährigen christlichen Reich“ und knüppelt alle Fremden nieder. Die Ostländer, die gerne die Hand aufhalten, um Fördergelder einzustreichen, sehen sich außer Stande, auch nur einen einzigen Flüchtigen aufzunehmen. Offenbar wirkt nicht nur der nationalistische Faschismus nach, sondern auch der überwunden geglaubte Kommunismus, der sich einst als Humanismus gerierte und doch nichts anderes war als ein brutales Ausbeutungssystem. Europa hat versagt bei der Prävention der Flüchtlingskrise versagt, es versagt auch jetzt bei ihrer Bewältigung. Eine Hoffnung meiner Jugend zerbröckelt.