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Fünfhunderteins

Wer hätte gedacht, dass die Zahl der Einträge im Blog Häckerling einmal das halbe Tausend erreichen würde? Der letzte war der fünfhundertste. Es ging darin um das Versagen der Verantwortlichen bei der organisatorischen Bewältigung des Flüchtlingsstroms. Der Ton war wie fast immer etwas aggressiv, die Meinung hoffentlich klar und eindeutig. Aber ist es nicht allzu einfach, gegen dieses und jenes zu polemisieren, wenn man im „sicheren Port“ sitzt – um eine Wendung Friedrich Schillers zu verwenden? Alles Schreiben und Reden gegen und für etwas ist gemütlich im Vergleich zur Wirklichkeit. Die kann ich mir nur mühsam vorstellen: Tausende Fliehender in Regen und Matsch an irgendeiner Grenze, Sozialarbeiter und Freiwillige, die sich um 150 Menschen in einer Sporthalle kümmern, Beamte, die zur Eile getrieben werden, aber nicht von ihren Rechtsvorgaben wegkommen. Oder – ein anderes Thema – Lehrkräfte, die sich mit ungezogenen Kinder herumschlagen, Kinder, denen die Konzentrationsfähigkeit wegerzogen wurde, Schulverwaltungsangestellte, die nie ein Klassenzimmer betreten haben. Oder – weiteres Thema – griechische Handwerker, die ohne Unehrlichkeit nicht über die Runden kommen, Politiker, die mogeln müssen, damit sie von Europa weiter Geld erhalten. Brüsseler Spitzenbeamte, die an Zahlen so lange drehen, bis sie es „der Politik“ endlich „recht“ machen. Es ist leicht, anzuklagen, anzuprangern, zu spotten, das ist mir schon klar. Warum betreibe ich das Blog-Spiel dennoch weiter? Vielleicht weil das Weltgeschehen eine verbale Begleitmusik braucht? Weil das Schreiben Spaß macht? Oder einfach nur, weil jemand die Texte liest? Oder weil sie niemand liest?

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