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Verapplung

Manchmal greifen die großen Menschheitsfragen mitten hinein ins ganz normale bürgerliche Leben. Eine solche große Frage ist die Gerechtigkeit. Sie gehört zu den Zielen, über die mit großem Pathos geredet und geschrieben wird. Sie gehört zu den Menschenrechten. In der Bibel wird formuliert, dass Gerechtigkeit ein Volk „erhöhe“. Ein halbes Jahr hat der Verfasser Schülern der elften Klasse (vertretungsweise) das Thema näherzubringen versucht. Bei der Vorbereitung sind ihm viele Studien auf den Bildschirm geflattert, die allesamt einen weltweiten Mangel an Gerechtigkeit feststellen. Das Bild der Schere spielte dabei eine große Rolle. Die zwischen Arm und Reich sei in den letzten Jahren immer weiter auseinander gegangen. Doch die Scherenmetapher ist unzulänglich. Man kann eine Schere nur bis zu einer technisch bedingten Grenze aufklappen. Die globale Gerechtigkeitslücke dagegen scheint derzeit ohne erkennbare Grenze zu wachsen. Und nun auch noch die Geschichte vom irischen Steuersparmodell für Apple. Wie viele Milliarden es auch sein mögen, die der Konzern mit ihm unverdient verdient hat, es sind zu viele. Er macht immense Gewinne mit seinen i-Geräten, will aber der Allgemeinheit ihren Anteil vorenthalten. Seit Tagen starte ich meine Apfelmaschinen mit schlechtem Gewissen. Die Information, dass auch andere Großkonzerne von diesen Vorteilen profitieren, beruhigt mich nicht, im Gegenteil. Steuerparadiese gibt es also auch in Europa. Aber wenn wir Normalbürger hineinwollen, werden wir von den Erzengeln der Finanzbehörde daran gehindert. Eintritt nur für Privilegierte! Der Weg zur Gerechtigkeit wird immer länger.

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