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Weihnachtsgrauen

Über Weihnachten ist schon so viel gesagt worden, dass jeder neue Satz nur eine Wiederholung sein kann. Ein Kind kommt in die Welt, von dem die Christen überzeugt sind, es sei Gott in menschlicher Gestalt. Das ist ein großer Gedanke. Aber was bringt er zum Ausdruck? Dass die Menschheit nicht allein mit ihren Problemen fertig wird, sondern göttlichen Beistands bedarf? Dass die Begegnung mit Gott nicht beim Blick nach oben geschieht, sondern sich zwischen uns Menschen ereignet oder eben nicht? Dass es nicht das Brauchtum und die Rituale sind, die uns weiterhelfen, sondern das konkrete, hilfreiche Handeln, das mutige Einwirken auf heillose Zustände. Die Welt, auf die das diesjährige Christgeburtsfest trifft, ist wenig anheimelnd. Die Brutalität der Menschen, die das 20. Jahrhundert so furchtbar geprägt hat, scheint sich im neuen Jahrtausend zu verstetigen. Nur wir im politisch sanften Deutschland haben es bisher nicht so recht wahrgenommen. Jetzt müssen wir in Berlin erleben, wie das Grauen auch uns heimsucht. Wir konnten beim Hören der Weihnachtslegende trefflich ausblenden, dass in dieser Geschichte schon immer böse Mächte mitspielten. Die junge Familie wird verfolgt und setzt sich nach Ägypten ab. Die Magier aus dem „Morgenland“ müssen nachts im Traum vor der Gewaltbereitschaft des amtierenden jüdischen Königs gewarnt werden. Die Großmacht Rom war auch zu Jesu Zeiten nicht zimperlich im Umgang mit den von ihr abhängigen Staaten. Wenn wir uns anlässlich des Weihnachtsfestes daran erinnern lassen, dass nicht das Christkind, sondern Jesus sich dem Bösen entgegenstellt und wir als Christenmenschen es ihm gleichtun sollen, dann erfüllt das Fest immer noch seinen Sinn.

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Gehörschreiben

Weil die baden-württembergischen Schulkinder auch bei der Rechtschreibung im Bundesvergleich schwächeln, hat die Kultusministerin ein Machtwort gesprochen. Künftig soll in der Grundschule das Schreiben nach Gehör unterbunden werden. Orthografische Fehler, die sich in den schriftlichen Äußerungen der Erst- und Zweitklässler zeigen, dürfen bisher nicht angestrichen werden. Pädagogisch ist das so zu verstehen, dass die Lehrerin ihrer Freude über die Schreibbereitschaft des Kindes dadurch Ausdruck verleiht, dass sie Merkwürdigkeiten (früher sagte man Fehler) nicht markiert. So kann das Kind also auch Feeler oder Feler oder Vehler schreiben, es ist ja völlig (föllich) klar, was es meint. Erst in der dritten Klasse soll behutsam das Regelwerk der deutschen Rechtschreibung ins Spiel kommen. Nun wusste man früher, dass die Rechtschreibung auch mit den Augen gelernt wird. Was man sieht, prägt sich ein. Wenn in einem Wort nichts angestrichen ist, heißt das: Es ist korrekt geschrieben. Was man früher auch noch wusste: Umlernen ist mühsam. Wortbilder, die man im Kopf hat, zu löschen und sie durch andere, angeblich richtige zu ersetzen, bereitet auch uns Älteren Mühe. Das Interessante in der schulpolitischen Debatte ist nun, dass sich die Gewerkschaft über die Ministerin aufregt. Ihre Begründung ist nicht etwa, die Frau irre, sondern sie habe Unrecht, weil sie sich gegen den pädagogischen Sachverstand der Lehrerinnenschaft stelle. Warum der bei diesem Problem Recht haben soll, verrät uns die GEW nicht. Die Methode des Schreibens nach Gehör war übrigens noch nie unumstritten.

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Österfeld

Unterer Grund, so nennt man das Vaihinger Parkhaus an der S-Bahn-Haltestelle Österfeld. In seinen Anfangsjahren war es nur mäßig frequentiert. In jüngster Zeit aber hat man wegen Überfüllung oft keinen Platz mehr gefunden. Das lag daran, dass abends und am Wochenende keine Gebühren erhoben wurden und dass manche Flugreisende dort ihr Auto geparkt haben, um die teuren Parkgebühren am Flughafen zu sparen. Doch jetzt haben es die Verantwortlichen endlich geschafft, der Überfüllung ein Ende zu bereiten und den Zustand der Leere wiederherzustellen. Am 1. Dezember wurden die Parkgebühren massiv erhöht. Schranken verhindern die Einfahrt. Dort erfährt man, dass zwei Personen für einen halben Parktag von sechs Stunden den stolzen Preis von etwa 12 Euro zu entrichten haben. Dafür erhalten sie gratis das Ticket nach Stuttgart und zurück (Zonen 10 und 20) – für Menschen mit Monats- oder Jahreskarten des VVS ein sinnloses Geschenk. Letzten Freitag gegen 17.00 Uhr waren – trotz des Weihnachtsmarkts in Stuttgart – 170 Plätze frei. Mehrere Autofahrer kehrten an der Schranke um, als ihnen klar wurde, wie man hier abgezockt wird. Sie dürften im nahen Wohngebiet geparkt haben. Die dortigen Bewohner werden sich freuen. Oder sie sind trotz Feinstaubalarms mit dem Auto nach Stuttgart gefahren. Ein Schwabenstreich, ein grandioser Rückschlag für das Konzept von Park and Ride. Welches grüne (oder schwarze) Gehirn denkt sich so etwas aus? Sollen wir unsere VVS-Dauerkarten kündigen und das gesparte Geld ins Parken am unteren Grund investieren?