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Tramp

Manchmal ist es gut, zum Beispiel an Tagen wie dem 20. Januar 2017, sich an die Lektüre der Kindheit zu erinnern. Aus Karl Mays „Schatz im Silbersee“ weiß ich, was Tramps sind: Umherziehende mit bösen Absichten und niedrigen Beweggründen. Man konnte ihnen nicht über den Weg trauen, ging es ihnen doch vor allem um persönliche Bereicherung. Vor schlimmen Taten scheuten sie nicht zurück. Beruhigend für den jugendlichen Leser: Sie nahmen ein schlimmes Ende. Heute und hierzulande denken wir differenzierter über unstete Landfahrer. Wir respektieren ihren Lebensstil, bedauern ihre Verfolgung in früheren Zeiten, wissen, dass man nicht von Einzelnen auf alle schließen darf und akzeptieren, dass sie wenig Ambitionen haben, sich in unser Gemeinwesen einzubringen. Die amerikanischen Tramps sind offenbar anders gestrickt als die hiesigen. Sie tarnen sich als Wohlhabende, streben öffentliche Ämter an, sogar höchste. Und sie erreichen sie sogar. Einer von ihnen ist dieser Tage sogar Präsident geworden. In seiner Rede zur Inauguration hat er die Maske des Biedermanns fallen lassen. Er droht, dass nun seinesgleichen das Volk repräsentieren würden, dass künftig seine Interessen und die seiner Freunde im Vordergrund stünden und dass die Bedürfnisse der anderen zurückzustehen hätten. Zuerst kämen er und seine Klientel, womit er wohl seine Wähler meint. Bei Karl May werden die Tramps besiegt. Heute bleibt nur die Hoffnung, dass sie ihren Wohnsitz häufig wechseln, also nach einiger Zeit in der Versenkung verschwinden.

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