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Orthografische Nachhilfe

Die Ministerin für die Schulen in Baden-Württemberg hat endlich eine Lösung für das Rechtschreibproblem der hiesigen Kinder gefunden. Sie packt das Übel an der Wurzel an, nämlich bei den Lehrerinnen und Lehrern. Denn wenn die nicht wissen, welche Regeln gelten und wie man sie umsetzt, dann wird es auch bei den Schülern nichts. Die Lehrkräfte sollen eine Handreichung bekommen, in der alles steht, was sie zur Orthografie und Zeichensetzung wissen müssen. Nun ist Häckerling seit je skeptisch, was die Regeln angeht. Natürlich ist es schön, wenn man sie kennt, aber noch besser ist es, wenn man sie anwenden kann. Aber dieser Graben ist groß. Ihn zu überwinden kann nur durch kräftiges Üben gelingen. Ob es ausreicht, wenn man bei der Korrektur von Klassenarbeiten die Handreichung auf den Schreibtisch legt? Wohl kaum. Wem das richtige Schreiben nicht in Fleisch und Blut übergegangen ist, der wird beim Korrigieren auch künftig über falsch geschriebene Wörter, sinnlose Kommas und fehlende Beistriche hinweglesen. Was also tun? Zuerst sollte die Lehrerausbildung, also vor allem die in den Seminaren, ihre Aufgabe wahrnehmen und mit „null Toleranz“ (Seehofer) an das Rechtschreibthema herangehen. Bei Stundenentwürfen oder Seminararbeiten muss der Rotstift in Betrieb gehen. Die Ausbilder müssen nicht nur methodischen Unsinn, didaktische Fehler zur Sprache bringen, sondern auch die formalen Mängel der schriftlichen Ergüsse. Sonst wird das nichts. Und wenn die Lehrer an den Schulen schon angekommen sind und orthografisch schlampen, ist die Schulleitung gefragt. Hoffentlich ist wenigstens die sicher im korrekten Schreiben.

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Überlastete Schulleiter

Das Problem ist alt, nun wird es mal wieder aufgewärmt. Schon in den 1990er Jahren waren wir uns einig, dass wir überfordert sind, dass man von den Schulleitern Unmögliches verlangt. Das Schulgesetz weist ihnen im § 41 eine Unmenge Aufgaben zu. Sie gut oder auch nur korrekt zu erfüllen übersteigt das Zeit- und Kraftbudget. Natürlich kann man einiges viel delegieren (den Lehrauftrag vielleicht, den Stundenplan), aber manches sollte man schon selbst erledigen: zum Beispiel die Personalführung, einschließlich der Ausbildung des Nachwuchses. Oder die Sorge für einen guten Unterricht. Der lässt sich nicht mit Appellen erreichen, sondern nur durch ständige Präsenz, also mit häufigen Unterrichtsbesuchen, gründlichen Beratungsgesprächen und der sorgfältigen Organisation von Fort- und Weiterbildungen. Auch der Konsens mit den Eltern ergibt sich nicht von selbst, sondern nur durch ständige Kontakte, Präsenz bei Elterngesprächen und geduldiges Erklären der Probleme. Und dann gibt es noch die Schülerinnen und Schüler, für die der ganze Aufwand betrieben wird. Ihnen zuzuhören, ihre Defizite zu erkennen, die rechte Balance zwischen Aufmuntern, Verstehen und Strafen zu finden, das lässt sich nicht im Vorbeigehen erreichen. Schulleiter zu sein, das bedeutet, sich mit der Unzulänglichkeit der eigenen Arbeit und dem häufigen Scheitern der Bemühungen abzufinden, und das, obwohl man in der Regel 50 bis 60 Stunden in der Woche im Einsatz ist. Die Kultusministerin von BW will einen Plan vorlegen, der das Los der Schulleiter erleichtern soll. Mit besserer Bezahlung wird es nicht getan sein.

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Schlechte Banken

Das war sie also, die hochgelobte TV-Serie „Bad Banks“. Die Kritik im Vorfeld war geradezu überschwänglich. Endlich eine Serie, mit der Deutschland im internationalen Wettbewerb mithalten könne! Ich weiß nicht. Nach den sechs Folgen bleibt ein schales Gefühl zurück. Gewiss, es ist „was los“: Drogen, Sex und Verbrechen, starke Frauen setzen sich gegen unfähige Männer durch. Bilder aus aller Welt (London, Paris, Brüssel, Luxemburg, Bahrain) konkurrieren mit denen deutscher Großstädte (Berlin, Leipzig) und natürlich der stete Blick aufs Frankfurter Bankenviertel. Der Blick in Großraumbüros mit eifrig arbeitenden jungen Menschen, die ständig auf ihre Handys starren, Kurznachrichten austauschen und sich des Nachts intensiv vergnügen. Das alles sieht so aus, als wäre es die Realität. Aber leider gibt es zwei Defizite: Man versteht nicht, an welchen „Produkten“ diese Banker arbeiten. Sie „erklären“ es in zwei Sätzen, die so schlecht gesprochen werden, dass man sie schon akustisch nicht versteht. Das alte Problem: Der junge deutsche Schauspieler kann nicht sprechen. Zum Glück gab es auch noch ein paar ältere, deren Sätze sogar bis zu meinen Ohren durchgedrungen sind. Aber selbst wenn die Erklärungen der Finanztransaktionen verständlich gesprochen worden wären, sie wären unverständlich geblieben. In dieser Kürze lässt sich das einfach nicht ausdrücken. Sollte es auch nicht. Es geht hier gar nicht um die Banken, sondern um den Wettbewerb im Seriengeschäft. Und die Moral? Am Ende lohnt sich das Verbrechen. Das junge Team wird weiter an seinen Betrügereien arbeiten. Es zählt nur der Erfolg, es geht nur um die Karriere. Schöne neue Welt.