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Teure Alte

Die Alten sind und werden zunehmend mehr zum Problem, als Wähler, als Rentner, als Kranke. Die Medien stürzen sich auf das Thema, große Artikel in den Zeitungen malen Schrecken an die Wand, die sich wie Untergangsorakel lesen. Als Wähler sind die Alten ein Ärgernis, weil sie wählen. Sie gehen eher zur Wahl als die Jüngeren, also bestimmen sie auch mehr als diese die Politik in der Altenrepublik Deutschland. Wahrscheinlich wäre es besser, nur noch der Hälfte der alten Wahlberechtigten das Stimmrecht zu belassen, um diese Unwucht zu beseitigen. Als Rentner und Pensionäre sind die Alten schon länger ein Problem, weil ihre Renten und Pensionen die Renten- und Staatskassen in unziemlicher Weise belasten. Es ist eine Zeitbombe. Jedes Jahr fließt mehr Geld auf die Girokonten der Ruheständler. Und jedes Jahr bleibt weniger Geld für andere Aufgaben übrig. Kommen wird der Tag, an dem Renten und Pensionen unbezahlbar sein werden. Wahrscheinlich wäre es besser, man fröre sie auf dem Stand von 2018 ein. Dann hätten die Etats wieder mehr Luft. Es könnten Schulen und Krankenhäuser, Kitas und Straßen gebaut und repariert werden. Denn als Kranke sind die Alten das größte Problem. Je älter sie werden, desto teurer werden sie. Oft ist das letzte Lebensjahr das teuerste. Nun lässt sich dieses letzte Lebensjahr formallogisch nicht abschaffen. Aber es wäre wahrscheinlich besser, es träte früher ein. Die Alten werden immer älter, ein Trend, den es zu stoppen gilt. Die Segnungen der Medizin sind zum Fluch der Gesellschaft geworden. Es hülfe eigentlich nur, wenn man die medizinischen Ausgaben von einem bestimmten Alter an deckelte. So wüchsen sie nicht ins Unermessliche. Oder hat jemand eine bessere Idee?

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Politische Konzeptkunst

Die große Koalition will Größe zeigen und zur Sacharbeit zurückkehren. Vorher hat sie sich an strittigen Personalfragen und dem Seehofer-Egotrip abgearbeitet. Mangelnde Arbeitslust kann man ihr also nicht vorwerfen. Zumal sie auch an den Wochenenden tätig ist, wo die anderen arbeitenden Menschen nach Erholung suchen. Das Besondere an der Groko-Sacharbeit ist, dass sie nicht im Kabinett, sondern in Dreierrunden stattfindet. Nach dem letzten Arbeitswochenende wurde den Bürgern die Einigung in zwei Punkten verkündet: der Dieselfrage und der Einwanderung. Allerdings bekamen beide Ergebnisse die Bezeichnung „Konzept“. Nicht nur für Lehrer heißt das: Es ist ein Entwurf, die Reinschrift folgt noch, sie wird sich vom Konzept unterscheiden. In den Tagen nach der Konzeptbekanntgabe ergab die Exegese der Entwürfe durch die „interessierte Öffentlichkeit“, dass sie noch unzulänglich sind. Oder in den Worten eines Brecht-Stückes, die Reich-Ranicki gerne zitiert hat: Der Vorhang zu und alle Fragen offen. Häckerling fragt sich, ob diese Art der unausgegorenen politischen Sacharbeit dem demokratischen Empfinden bekömmlich ist. Wäre es nicht schlauer, zur alten Praxis zurückzukehren und von kundigen Beamten formulierte Gesetzentwürfe vorzulegen, sie im Parlament zu beraten, ggf. zu verändern und dann zu beschließen? Bei der Konzeptpolitik zeigt man dem Volk ein Bonbon und schiebt es dann selbst in den Mund. Ätsch. Oder mit einem Bild aus dem rheinischen Karneval: Man wirft Kamellen in die Menge, die zwar süß sind, aber nicht satt machen.

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Private Patienten

Im Lateinischen ist privare das Wort für „berauben“. Das trifft es. Privatpatienten werden ständig das Opfer von Raub. Häckerling scheut sich heute Morgen nicht zu bekennen, dass er zu einer meistgehassten Bevölkerungsgruppe Deutschlands gehört, zu den Privatpatienten. Die ist er nicht freiwillig. Als Staatsbeamter wurde er es zwangsweise und hat seit Jahrzehnten die Folgen zu tragen. Gemeinhin gilt der Privatpatient als privilegiert, bekommt er doch leicht einen Arzt und noch leichter Termine bei demselben. Das war mal. Heute wird man angeblafft, wenn man auf seine Privatheit als Versicherter hinweist. Es würden keine Unterschiede gemacht, heißt es – ein Signal an die gesetzlich Versicherten, die neben und hinter einem stehen und auch einen Termin wollen. Nun wird sich das Problem weiter verschärfen, denn nun müssen die Ärzte ihren Anteil an der Behandlung von nicht privat Versicherten um 25 % erhöhen. Damit sinkt die Zeit für die Privaten; ihre Terminsuche wird sich verschlechtern. Die Zeitung von heute meldet in diesem Zusammenhang, dass sich die Bearbeitungszeit von Erstattungsanträgen beim Landesamt für Besoldung und Versorgung Baden-Württemberg weiter verlängert. Man behauptet, es dauere nun 19 Tage, bis man sein Geld bekommt. Das ist ein Euphemismus. Mein letzter Antrag brauchte 31 Tage, bis er bearbeitet wurde. Ein Privatpatient muss Geld auf dem Konto haben; denn er legt hunderte, oft tausende Euro für Arzt- und Rezeptrechnungen monatelang aus, bis die versprochen Erstattung durch LBV oder Krankenkasse auf dem Konto erscheint. Damit bestätigt sich ein Vorurteil. Denn wer hat schon so viel Geld flüssig? Die reichen Beamten. Die Beraubung geschieht ihnen recht.