Kategorien
Politik

Sprechblasige Autozukunft

Heute findet ein Autogipfel statt: Was dazu in der Zeitung steht, ist auch sprachlich der Gipfel. Der Artikel (auf Seite 1 der Stuttgarter Zeitung) beginnt mit dem sattsam bekannten Bild vom Weichenstellen. Die Weiche soll den Zug in Richtung Erhalt der Arbeitsplätze leiten. Wie war sie vorher gestellt? In Richtung Arbeitsplatzverluste? Beim abendlichen Gipfel soll ein „Zukunftsplan“ entstehen – gibt es eigentlich Pläne, die rückwirkend angelegt sind? Der Plan wird „gemeinsam getragen“. Müsste er nicht erst entstanden sein, ehe man ihn tragen kann? Etwas ganz Besonderes soll diesem Plan eigen sein: er soll „auch tatsächlich umgesetzt“ werden. Hatten wir nicht immer den Verdacht, dass Pläne nur auf dem Papier stehen und an ihre Umsetzung nie gedacht wird? Dann wiederholt sich der Text. Es sei das „primäre Ziel“ des Wirtschaftsministers, den „größten Teil der Arbeitsplätze zu erhalten“. Und wie wird dieses hehre Ziel erreicht? Durch Batterieproduktion. Davon wird zwar schon seit Langem geredet, aber jetzt folgt ein Datum: „2022 soll es losgehen“ – in drei Jahren also. Bis dahin wird wahrscheinlich der Zukunftsplan durch die Gegend getragen – und auf eine Milliarde von der EU gewartet. Zum Glück „muss“ die einen solchen Zuschuss genehmigen. Ganz innovativ ist der Plan, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien „in Gas umzuwandeln“. Dahinter steckt eine „Wasserstoffstrategie“. Manchmal geben zusammengesetzte Substantive Rätsel auf. Hier fehlt das Wort „Antrieb“. Über diese Form der Bewegung von Automobilen wird zwar schon lange geredet, aber heute Abend kommt sie nach langer Wanderung auf dem „Autogipfel“ an. Und was ist der Beitrag der Autoindustrie bei der Job-Rettung? Sie sollen attraktive Autos anbieten. Wenn es die Autobauer allein nicht schaffen, sollen sie sich zusammenschließen – Altmaiers Lieblingsidee. Als ob der Zusammenschluss von Unfähigen und Unwilligen je eine Leistung erhöht hätte.