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Kaufländische Verbraucherwüste

Sobald sich die Temperaturen den 30 Grad nähern, ist beim „Super“markt Kaufland landunter. Nicht nur, dass die Austräger des Wochenprospekts (idiotischerweise gültig von Donnerstag bis Mittwoch) seit Wochen streiken, im Markt selber gibt es ihn auch nicht („leider vergriffen“). Bei der Leergutrückgabe staut sich eine 10 m lange Schlange, drei von vier Rückgabeautomaten sind defekt. Die Gutmütigkeit des Kunden ist gefragt, vor allem seine Lebenszeit. Dass von den Waagen bei Obst und Gemüse auch nur eine funktioniert, wen überrascht es? Denn Lidl & Schwarz hat es noch immer nicht nötig, seine Kassen mit einer Wiegevorrichtung zu versehen. Stattdessen nimmt die Geschäftsleitung die Verlängerung der Zeit, die der Kunde an der Kasse wartet, billigend in Kauf, denn jeder Dritte vergisst das Wiegen und muss das noch schnell nachholen. Auch das andere Kaufland-Ärgernis muss der Kunde hinnehmen: dass er jedes Mal für Obst und Gemüse eine neue Plastiktüte braucht, weil die alte einen Aufkleber hat. Oder soll man den alten Betrag einfach durchstreichen? Bei dieser Supermarkt-Kette kann man das Phänomen der Gewinnmaximierung schön studieren. Und auch das des Pfeifens auf jede Art von Nachhaltigkeit. Warum gehen wir eigentlich ins Kaufland?

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Sprechblasige Autozukunft

Heute findet ein Autogipfel statt: Was dazu in der Zeitung steht, ist auch sprachlich der Gipfel. Der Artikel (auf Seite 1 der Stuttgarter Zeitung) beginnt mit dem sattsam bekannten Bild vom Weichenstellen. Die Weiche soll den Zug in Richtung Erhalt der Arbeitsplätze leiten. Wie war sie vorher gestellt? In Richtung Arbeitsplatzverluste? Beim abendlichen Gipfel soll ein „Zukunftsplan“ entstehen – gibt es eigentlich Pläne, die rückwirkend angelegt sind? Der Plan wird „gemeinsam getragen“. Müsste er nicht erst entstanden sein, ehe man ihn tragen kann? Etwas ganz Besonderes soll diesem Plan eigen sein: er soll „auch tatsächlich umgesetzt“ werden. Hatten wir nicht immer den Verdacht, dass Pläne nur auf dem Papier stehen und an ihre Umsetzung nie gedacht wird? Dann wiederholt sich der Text. Es sei das „primäre Ziel“ des Wirtschaftsministers, den „größten Teil der Arbeitsplätze zu erhalten“. Und wie wird dieses hehre Ziel erreicht? Durch Batterieproduktion. Davon wird zwar schon seit Langem geredet, aber jetzt folgt ein Datum: „2022 soll es losgehen“ – in drei Jahren also. Bis dahin wird wahrscheinlich der Zukunftsplan durch die Gegend getragen – und auf eine Milliarde von der EU gewartet. Zum Glück „muss“ die einen solchen Zuschuss genehmigen. Ganz innovativ ist der Plan, überschüssigen Strom aus erneuerbaren Energien „in Gas umzuwandeln“. Dahinter steckt eine „Wasserstoffstrategie“. Manchmal geben zusammengesetzte Substantive Rätsel auf. Hier fehlt das Wort „Antrieb“. Über diese Form der Bewegung von Automobilen wird zwar schon lange geredet, aber heute Abend kommt sie nach langer Wanderung auf dem „Autogipfel“ an. Und was ist der Beitrag der Autoindustrie bei der Job-Rettung? Sie sollen attraktive Autos anbieten. Wenn es die Autobauer allein nicht schaffen, sollen sie sich zusammenschließen – Altmaiers Lieblingsidee. Als ob der Zusammenschluss von Unfähigen und Unwilligen je eine Leistung erhöht hätte.

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Verlorene Mundart

Artensterben allenthalben, nun hat es sogar die Mundarten erwischt. Nur noch wenige können eine sprechen, tun es aber nicht, weil sie nicht unangenehm auffallen wollen. In den Schulen ist die Verkehrssprache Hochdeutsch, es wird erwartet, dass man sich sowohl mündlich als auch schriftlich darin äußert. Die Behörden verlangen Auskünfte in einem Deutsch, das man amtlich, aber nicht mundartlich nennen kann. Nun ist es nicht so, dass es an fremdartigen Färbungen im hiesigen Sprachkosmos mangelt. Wer als Fremder deutsch radebrecht, hat zwar keine Mundart, aber eine Muttersprache im Hinterkopf. Man kann dann in fröhliches Raten verfallen. Kommt der Mensch aus dem osteuropäischen, türkischen, arabischen oder gar amerikanischen Sprachraum? Schwäbisch Radebrechende findet man nur noch selten. Da haben Eltern, Schule und Medien ganze Arbeit geleistet. Man braucht das Schwäbische einfach nicht mehr. Das kann man beklagen, aber nicht ändern. Wer sich um den Erhalt der Mundart bemüht, ist zu loben, steht aber auf verlorenem Posten. Gegen das Mundartsterben ist kein Kraut gewachsen. Vielleicht gibt es in Heimatvereinen, wenn es denn solche überhaupt noch gibt, eine Nische für die Pflege des althergebrachten Dialekts. Nun will die baden-württembergische Landesregierung ein Mundartrettungsprogramm auflegen. Der Minischterpräsident geht als Sprecher mit gutem Beispiel voran. Aber auch seine Tage als Politiker, sind mit Verlaub, gezählt. Bleibt uns nur noch Cem Özdemir als letzter Schwabe? Kann die CDU-Hoffnungsträgerin Eisenmann überhaupt Mundart? Es ist natürlich traurig, dass schwäbische, badische, pfälzische Laute aus der Welt verschwinden, aber wenn dies mit einer Stärkung des Hochdeutschen einhergeht, soll es Häckerling recht sein.