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Merkwürdige Nobelpreisdebatte

Die Diskussion um die Vergabe des diesjährigen Literaturnobelpreises nimmt skurrile Züge an. Heute ist in der Zeitung von Einlassungen des türkischen Diktators E. die Rede. Er würde nie einen Preis der Nobelpreis-Akademie annehmen. Nimmt er etwa an, er gehöre zum Kreis der Favoriten für diese Auszeichnung? Vielleicht hätte er ja eine Chance beim Anti-Friedenspreis. Den könnte man schaffen für Menschen, die Verbrechen an Andersdenkenden verüben, für Justizwillkür, für Hasspropaganda und dergleichen. E. bezeichnet den Dichter H. als Kriegsverbrecher, weil er serbische Gräueltaten verherrlicht habe. Das hat er nicht, auch wenn es nicht gerade von politischer Weitsicht zeugte, „Gerechtigkeit“ für die Serben zu fordern. Unter Gerechtigkeit hat H. damals wohl verstanden, dass man im Jugoslawienkrieg die serbischen Untaten besonders anprangerte, die der anderen aber irgendwie hingenommen hat. Darf ein politisch so Unbedarfter wie H. den Nobelpreis bekommen? Er darf, denn nicht seine „unkorrekte“ Meinung wird gewürdigt, sondern seine Poesie, seine eigenwillige Literatur, sein ganz besonderer Blick auf die Welt. Es gibt wohl nur wenige Menschen auf dieser Erde, die den hohen Ansprüchen der heutigen Moralapostel genügen. Hatte etwa Barack Obama den Preis verdient, obwohl er wenig zum Frieden beigetragen hat? Den Nahen Osten ließ er im Regen stehen, die Tötung von Feinden mittels Drohnen hat unter ihm gewaltig zugenommen, Nordkorea und der Iran sind immer noch gefährliche Staaten. Auch wenn man dem Dichter mehr diplomatisches Geschick empfehlen könnte, seine literarische Leistung bleibt. Den Preis für korrektes Reden in der Öffentlichkeit wird H. nie bekommen. Doch wer ohne Fehler ist, werfe den ersten Stein. Einige dieser besonders edlen Menschen scheint es tatsächlich zu geben.

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Kapitale Fresser

Gelegentlich fragt man sich als alternder Mensch, was sich gegenüber früheren Zeiten verändert hat. Natürlich fallen einem zuerst das Internet, der Mobilfunk, die Mediathek und dergleichen technische Neuerungen ein. Im Krankenhaus gibt es bessere Maschinen, auf den Straßen fahren größere Autos, die Durchschnittstemperaturen steigen, extreme Wetterlagen nehmen zu. Auf den Straßen und in den Bussen und Bahnen hört man viele verschiedene Sprachen. Weihnachten ist zur Konsumorgie degeneriert. Aber auch der Finanzbereich hat Novitäten im Angebot. Die Banken und Sparkassen haben es mit der Hilfe der europäischen Zentralbank geschafft, das Sparen, zu einer sinnlosen Tätigkeit zu machen. Aufgewachsen ist unsereins mit der Devise „Spare in der Zeit, so hast du in der Not.“ Wer heute spart, hat in der Not wenig, weil sein angespartes Geld geschrumpft und dank Inflation entwertet wurde. Für die Not ist inzwischen der Staat zuständig. Er sichert uns im Alter mit Zuschüssen ab, die er den Bürgern vorher aus der Tasche gezogen hat. Die Banken verzinsen anvertrautes Geld nicht mehr, sondern neigen mehr und mehr dazu, es durch Negativzinsen zu vermindern. Welcher Mensch mit Verstand wird sein Geld noch anlegen? Er soll es ja auch nicht, er soll es vielmehr ausgeben, dann haben wenigstens die Händler, der Staat (über die Mehrwertsteuer) und die Müllverwerter etwas davon. Einst habe ich als Junglehrer das Schulsparen betreut. Aus heutiger Sicht war das eine sinnlose Zeitverschwendung und eine pädagogisches Fehlverhalten. Nicht besser, nein sogar noch schlimmer sind die Versicherungen. Wer einst dem Rat seines Bankberaters gefolgt ist und einen Vertrag mit ihnen abgeschlossen hat, gerät in Wut. Dabei sollte er sich freuen, wenn er nach zehn Jahren das eingezahlte Geld mit einem überschaubaren Verlust zurückbekommt.

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Soziale Demokraten

Das muss man erst einmal hinbekommen, eine solche Publicity für eine Partei, die derzeit bei 13 % Zuspruch durch die Wählerschaft liegt. Ist das der Anfang eines neuen Aufschwungs? Die Rückkehr in die Rolle als Volkspartei? Das Rezept: Man verschleißt in 23 Regionalkonferenzen eine unübersehbare Schar von Kandidatinnen und Kandidaten für den Parteivorsitz und lässt dann die Mitglieder sich zwischen zwei Paaren entscheiden. Die kommen wahrscheinlich mit der elektronischen Abstimmung nicht zurecht – jedenfalls beteiligt sich nur die Hälfte der Mitglieder. Diese Hälfte kürt zwei relativ Unbekannte – wer in der SPD bekannt ist, hat bald verspielt –, die im „Wahlkampf“ als Groko-Gegner Furore gemacht haben. Dann bestätigt man die beiden Erwählten auf einem Parteitag, nachdem sie ihrer Groko-Gegnerschaft abgeschworen haben und mit dem Koalitionspartner nur noch „reden“ wollen. Auch das muss man erst einmal schaffen: zwei profilierte (?) Linke binnen einer Woche handzahm zu machen. Wie geht es jetzt weiter mit den Sozialdemokraten? Sie werden mit der CDU erfolglos über eine Erhöhung des Mindestlohns auf 12 € und über eine „Verbesserung“ des Klimapakets „reden“ und dann brav weiter ihren Job als Vorsitzende machen, nämlich inhaltsleer Statements abgeben. Wegen erwiesener Unglaubwürdigkeit müssen die Neuen dann in einem Jahr zurücktreten. Anschließend wird man in 46 Regionalkonferenzen nach neuen Vorsitzenden suchen. Und dann wiederholt sich das Theater dieser Tage wieder. Ob die SPD dann noch bei 13 % ist?