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Symbolischer Mundschutz

Dem Apotheker am Ort rennen sie die Bude ein. Die Menschen wollen unbedingt einen Mundschutz. In Asien scheinen ja alle einen zu tragen. Er wird mehrfach täglich gewechselt. Der gebrauchte kommt in den Müll. Bei uns sieht man Menschen mit Mundschutz eher selten, aber doch in zunehmender Zahl. Österreich will ihn für alle verpflichtend machen. Wozu braucht man ihn? Er soll gegen die Ansteckung durch das Corona-Virus schützen. Aber vielleicht erhöht er nur das Gefühl der Sicherheit? Oder der Mundschutz ist auf dem Weg zum Status-Symbol. Er zeigt an, dass der Träger/die Trägerin die Zeichen der Zeit erkannt hat. Man signalisiert uns Nicht-Mundgeschützten, dass wir etwas falsch machen, uns leichtsinnig verhalten. Oder ist es eher umgekehrt: die mit Mundschutz sind infiziert und sagen uns: Haltet Abstand zu mir? Die WHO, die Weltgesundheitsorganisation immerhin, lässt heute verlauten, ein Mundschutz bringe nichts, er biete keinen Schutz gegen das Virus. Es ist kein Virus-Schutz, sondern nur ein Mundschutz. Das ist auch der Trost des Apothekers, der keinen einzigen Mundschutz mehr zu verkaufen hat. Einweg-Handschuhe habe er wieder und Desinfektionsmittel. Das ist schon mal was. Er selbst allerdings im Dienst trägt einen sehr professionell anmutenden Mundschutz.

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Gehortete Waren

Nein, das Klopapier ist nicht das Problem. Zur Not geht es auch mit Zeitungspapier. Wir Nachkriegskinder kannten nichts anderes. Ein größeres Problem sind Zucker und Mehl. Aber selbst wenn man die hat, fehlt es am Wichtigsten und Kleinsten, der Hefe. Von der ist selten die Rede. Aber seit zwei Wochen gibt es sie nicht mehr. Auch Trockenhefe war in den Regalen nicht mehr zu finden. Offenbar kommt bei diesem Artikel die Marktwirtschaft an ihre Grenzen. Ähnlich ist es im medizinischen Bereich. Wir haben genug Intensivbetten, heißt es, und sogar an Beatmungsgeräten mangele es nicht. Was fehlt, das sind Gesichtsmasken und die Schutzkleidung des Personals. Die kommen oder genauer: sie kommen nicht aus China und Indien. Da rächt es sich, wenn man die Dinge nicht mehr im eigenen Land herstellt, sondern auf die ständige weltweite Verfügbarkeit aller Waren setzt. Häckerling wollte dieser Tage einen Mundschutz erwerben. Aber der örtliche Apotheker hatte keine mehr. Früher habe eine Packung 8 Euro gekostet, berichtet er, jetzt habe man ihm die gleiche Packung für 120 € angeboten. Dieses Angebot habe er abgelehnt. Wie schön, dass es in diesen Zeiten noch Menschen gibt, die vom Corona-Virus profitieren.  Und gut auch, dass nicht alle das Profitspiel mitmachen.

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Eingeräumte Sorglosigkeit

Der Verfasser gibt unumwunden zu, dass er die dramatischen Vorankündigungen und die früh getroffenen Vorsichtsmaßnahmen des Corona-Virus wegen für lange für übertrieben gehalten hat. Die Virologen hatten in früheren Jahren schon mehrfach Alarm gegeben, aber ihre Prognosen haben sich dann doch nicht erfüllt. Alles verlief harmloser als angekündigt. Erst nachträglich und ohne mediale Aufregung wird uns bewusst, dass die Grippe 2017/18 in Deutschland über 25000 Todesopfer gefordert hat – Stand jetzt: das Hundertfache der jetzigen Pandemie. Doch nicht einmal diese Zahl hat im Jahr darauf mehr Bundesbürger bewogen, sich gegen Influenza impfen zu lassen. Am Anfang von Corona pflegte unsereins den Gedanken, dass wir schon Schlimmeres überstanden hätten und das Virus mehr ein Medien- denn ein Medizinereignis würde. Nun ist es beides. Merkwürdig mutet Häckerling an, dass die Fachleute, die es doch wissen müssten, die Virologen und Immunologen, sich derzeit merkwürdig mit Prophezeiungen zurückhalten. Die einen reden von „ein paar Wochen“, die wir noch durchhalten müssten, die anderen von 18 Monaten, die das Ganze noch dauern werde. Aber niemand will auf seine Prognosen festgenagelt werden. Dabei möchten wir nun tatsächlich genauer wissen, was uns bevorsteht. Häuslichkeit ist schön, aber auf die Dauer wenig unterhaltsam, Homeoffice ist auch nur eine Weile nett und fernab der Mitschüler zu lernen erfordert viel Disziplin von Jung und Alt. Wie lange werden die Kinos, Theater, Museen, Konzertsäle, Bibliotheken, Friseursalons und Shopping Malls, Sportstätten noch geschlossen haben? Man will es wissen. Ich räume ein, dass ich mir solche Fragen nicht habe vorstellen können. Aber was ändert es? Nicht einmal Zerknirschung vermag die Welt vor Covid-19 zu retten.