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Verlängerte Ferien

Was den Verantwortlichen nicht alles einfällt, um dem Virus Einhalt zu gebieten! Zum Beispiel das Beherbergungsverbot für Menschen aus Hotspots – auch die Sprache wird allmählich pandemisch versucht. Besagtes Verbot ärgert nun sowohl die Reisenden als auch die Herbergen. Es sei zum Schutz aller unabdingbar, sagen manche Bundesländer, andere sehen das anders. Nicht nur beim Schreiber diese Blogs wächst das Gefühl, dass die Ratlosigkeit bei der Bewältigung der Virusfolgen wächst und sich in unbedachten Aktionen niederschlägt. Das gilt besonders für die neue Idee, die seit Kurzem durch die Medien geistert: die Verlängerung der Weihnachtsferien um zwei bis vier Wochen. Dann wären sie so lang wie die Sommerferien. Häckerling dachte nach den Beteuerungen der Politik eigentlich, man wolle die Schüler*innen künftig nicht mehr von der Schule aussperren. Was sollen die Kinder und ihre Eltern den ganzen Januar über machen? Urlaub haben sie keinen mehr oder sollen sie den neuen gleich verbraten? Reisen dürfen sie auch nicht (Beherbergungsverbot). Die Depressionen und Aggressionen im häuslichen Umfeld sind damit geradezu sicher. Und wo sollen die Weihnachtsferienwochen herkommen? Verkürzen wir dann die Sommerferien um drei Wochen? Dann wird es in den deutschen Ferienquartieren noch chaotischer als bisher. Das Abitur können wir dann auch wieder verschieben und die Versetzung erneut aussetzen. Ein weiteres Schuljahr mit defizitärem Lernen – können wir uns das leisten?

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Amerikanische Bilder

TV-Bilder sagen nicht alles über ein Land, aber dennoch sind sie vielsagend. Als der amerikanische Präsident Tramp (angeblich) im Krankenhaus lag, traten einmal am Tag sieben als Ärzte verkleidete Personen aus einer Türe der Klinik und bauten sich in symmetrischer Formation vor den Kameras auf. Einer der glorreichen Sieben, der vorne Stehende, durfte ein paar Sekunden zur Weltöffentlichkeit reden. Was ihm zu sagen erlaubt war, hatte ihm das Team des Präsidenten auf einen Zettel geschrieben. Offenbar entsprachen diese Zeilen nicht der Wahrheit, sondern waren politischem Kalkül entsprungen. Die Botschaft: Alles ist gut, der Präsident ist wohlauf, der Wahlkampf kann weitergehen. Die sieben Ärztedarsteller verkündeten den Bürgern des Landes überdies die Botschaft, dass es keine Probleme mit dem Gesundheitssystem gebe. Um jeden Kranken kümmern sich, wenn nicht sieben, so doch mehrere Mediziner. Warum dann allerdings in den USA mehr als 210000 an coronabedingten Leiden gestorben sind, bleibt eine offene Frage. Und dann noch das Bild des von einer harmlosen Grippe „genesenen“ Tramp, der auf den Stufen seiner Residenz dem Volk suggeriert, dass er sich noch besser fühle als vor zwanzig Jahren. Häckerling bleibt dabei, dass die trampsche Infektion eine gut erfundene Geschichte ist, eine politische Fiktion sozusagen, ein origineller Beitrag zum Wahlkampf, die Story einer Pseudoerkrankung, die dem Volk in einfacher Form zeigen soll, wie stark der Amtsinhaber ist und dass der maskierte Herausforderer gegen ihn keine Chance hat.  

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Klammheimliche Schadenfreude

Dass die Schadenfreude die schönste Freude sei, diesen Satz des einstigen Volksmunds darf man nicht mehr äußern. Das Adjektiv „klammheimlich“ ist seit den Tagen der RAF (Rote Armee Fraktion) verpönt. Damals hatte es Jürgen Trittin (als Attribut zum Substantiv „Freude“) zu Ehren gebracht, indem er es mit Blick auf einen Terroranschlag gegen einen Bankmanager (Buback) verwendete. Nun arbeitet sich die Weltgemeinschaft an Trumps mutmaßlicher Covid-19-Erkrankung ab. Ob er sie tatsächlich hat oder ob das Ganze ein Wahlkampf-Gag ist – geschenkt. Aber wie soll man denken und reden, wenn es den Corona- und Klima-Leugner tatsächlich erwischt haben sollte? Die Gedanken sind natürlich frei, aber die Worte sind es keineswegs. Alle beeilen sich, dem mutmaßlich Erkrankten Genesungswünsche zu schicken. Das gehört sich so und Häckerling will diese Form des Anstands auch nicht in Frage stellen. Aber dann hat er heute Morgen gelesen, dass der Präsident sich gestern Abend mit dem Dienstwagen unter seine Anhänger gemischt hat, die vor der Klinik für ihn demonstrierten. Wenn der tatsächlich krank ist, wäre das ein Skandal. Aber es ist auch skandalös, wenn er nicht krank ist, sondern nur eine Wahlkampf-Show abzieht. Denn dann spielt er mit der Pandemie und setzt sie für sich ein: Seht her, was ich für ein Kerl bin: Ich bin krank, aber nichts hält mich davon ab, meine Arbeit zu tun. Ich kein Weichei wie Biden. Mich haut nichts um. Ich bin euer starker Präsident – und ich werde es bleiben. Tolle Geschichte schreibt das amerikanische Leben.