Kategorien
Schule

Unverstandene Texte

Die Zeitung meldet heute, dass sich junge Menschen im PISA-Alter (also 15-Jährige) schwer tun, Texte zu verstehen. Der Unterschied zwischen Information und Meinung, zwischen Tatsachenbehauptung und Argument sei ihnen ein Rätsel. Das ist eine traurige Nachricht, spricht sie doch ein vernichtendes Urteil über die Wirkungen des Deutschunterrichts. Zugegeben, das Lesen und vor allem Verstehen von Sachtexten ist nicht immer einfach. Leider schreiben die Schreibenden nicht explizit, dass sie eine Tatsache behaupten, daraus einen Schluss ziehen und also dieser oder jener Meinung seien, sondern sie erwarten vom Leser und der Leserin, dass sie oder er das selbst merkt. Eine berechtigte Erwartung, denn genau das soll man in der Schule lernen. Woran liegt das Defizit? Dass in den sozialen Medien zuchtlos herumgeschrieben wird? Dass auch in der Politik oder in den Zeitungen der Unterschied zwischen Faktum, Meinung und Haltung oft verwischt wird? Oder dass die Lehrerinnen und Lehrer es nicht schaffen, den jungen Menschen Instrumente an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, den Geheimnissen von Texten auf die Spur zu kommen? Könnte es sein, dass man sich in der Schule zu sehr auf fiktionale Texte spezialisiert hat? Wie auch immer, es ist betrüblich, dass es mit dem Verstehen nicht zum Besten steht. Man kann nur hoffen, dass in den verbleibenden Schuljahren noch ein wenig an diesem Problem gearbeitet wird.