Was eigentlich eine klare Sache schien, entpuppte sich als trübe Angelegenheit. Offenbar hatten Teile der Kleinen Koalition aus CDU und SPD mit dem künftigen Chef noch eine Rechnung offen und zahlten es ihm heim, indem sie ihm im ersten Wahlgang ihre Stimme verweigerten. Im zweiten Anlauf hat es dann doch geklappt. Nun können alle zufrieden sein: die Abweichler und der neue Kanzler. Sogar die Börse wird sich wieder beruhigen. Jetzt wird wahrscheinlich die Suche nach den Illoyalen in den eigenen Reihen losgehen. Aber bei einer geheimen Wahl wird das schwierig. Vor vielen Jahren, bei Rainer Barzel, gab es auch einen Abweichler. Ich bin mir nicht sicher, ob man ihn jemals enttarnt hat. Gewinner sind auch die Linken, denn sie konnten ihre demokratische Haltung zeigen, indem sie dem Geschäftsantrag, noch am selben Tag erneut zu wählen, zustimmten. Auch die AfD stimmte zu, so dass sich das Bild eines einstimmigen Bundestages ergab. Dies wird sich so schnell nicht wiederholen. Man darf gespannt sein, wie schnell die Klei-Ko in die Gänge kommt. Zeit, sich vorzubereiten, hatte sie genug, Es müssen ja nicht gleich Hunderte von Verordnungen sein wie bei Trump. Ein paar sinnvolle Entscheidungen wären schon mal gut: geeignete Unterstützungsmaßnahmen für die lahmende Industrie, klare Schritte in Sachen Energiewende und richtungweisende Aussagen in Sachen Sozialgesetzgebung. Das Migrationsproblem ist schon kleiner geworden. Da bedarf es keiner Hektik. Bei der Heilung der maroden Infrastruktur ist dagegen Eile geboten. Die Regierung ist noch auf der Geburtsstation, jetzt muss sie sich schnell ihrer Windeln entledigen und erwachsen werden. Biologisch ist das schwierig, politisch ist es unumgänglich.
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