Was für ein Niedergang der politischen Kultur! Ein deutscher Bundeskanzler muss vor seinem Besuch beim amerikanischen Präsidenten ins Trainingslager. Weil der Amerikaner ein empfindlicher Narzisst ist, muss das Verhalten ihm gegenüber sorgfältig geübt werden. Reizwörter und -gesten sind zu vermeiden. Die Sätze dürfen nur ein bestimmtes Quantum an Widerspruch enthalten und müssen in gutem Englisch vorgetragen werden. Unterbrechen darf man den Redefluss des größten Amerikaners aller Zeiten auf keinen Fall. Sein Redeanteil muss bei etwa 90 % liegen. Das sind bei 20 Minuten gemeinsamen Auftretens 18 Minuten für T und zwei Minuten für den Gast. Gastgeschenke sind üblich. Ob die Geburtsurkunde des Großvaters von T im pfälzischen Kallstadt das richtige Präsent war? Vielleicht ist ihm ja diese Herkunft peinlich und er will nicht an seine deutschen Wurzeln erinnert werden. Körperliche Berührungen dürfen nur vom Präsidenten ausgehen. Er hat das Tatsch-Privileg. Ein Erfolg ist der Besuch, wenn Tramp nicht ausflippt, wenn er seinen Gast nicht attackiert, sondern die Contenance bewahrt. Bestimmte Themen darf der Gast nicht ansprechen. Dafür darf der MAGA-Boss alles sagen, was ihm gerade in den Sinn kommt, zum Beispiel seinen einstigen Freund M angreifen, der ihn inzwischen am liebsten des Amtes entheben will. Ein Narzisst will geliebt werden. Unser Kanzler hat ihm seine liebevolle Zuneigung gezeigt. Wird Deutschland also wirtschaftlich nicht zugrunde gehen, weil der Amerikaner mit den Hofknicksen des Friedrich Merz zufrieden ist?
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