Das Schöne an der Politik ist ihre Berechenbarkeit. Wenn ein Terroranschlag erfolgt, wird über die Bekämpfung des Terrorismus, über die Ausweisung von Gefährdern und die Abweisung von Migranten an den Grenzen diskutiert. Wenn es viel regnet, rückt das Thema Hochwasserschutz in den Vordergrund, ist es heiß, dann redet man über dringende Maßnahmen gegen die Hitze. So auch jetzt. Dabei ist das völlig sinnlos; denn Maßnahmen wie Kühlräume, Schattenplätze, Parks und Hilfen für Alte gibt es in der Hitze nur dann, wenn sie rechtzeitig – möglichst noch im kalten Winter – vorbereitet werden. Bemerkenswert ist auch, dass plötzlich wieder über den Klimawandel gesprochen wird. Vor Kurzem noch hatte man den Eindruck, er sei aus den Köpfen verschwunden. Aber nicht nur die politisch Tätigen, wir alle reden gerne zur Unzeit über wichtige Themen. Derzeit sagen wir uns, dass es heiß sei und dass das auch mit dem Wandel des Klimas zu tun haben könnte. Offenbar hat das etwas Entlastendes. Aber es ist ein folgenloses Reden. Dass sich daraus konkretes Handeln ergibt, ist eher unwahrscheinlich. Sobald die Temperaturen wieder unter 30 Grad liegen, reden wir wieder über etwas anderes, über den Fußball vielleicht oder über die lästigen Flüchtlinge, über die zerstrittene Regierung – offenbar sind Regierungen immer zerstritten – oder über die schlechten Leistungen der Schülerinnen und Schüler. Die Debatte über Letzteres hat etwas Absurdes. Die Leistungen der Lernenden sollen besser werden, aber selbstverständlich sollen sie hitzefrei bekommen, sobald das Thermometer über dreißig Grad steigt. Man fragt: Warum gibt es keine Klimaanlagen in den Schulräumen? Warum darf ich mein Kind nicht mit dem Auto bis zum Schultor fahren, wenn es so warm ist? Warum gibt es keine kostenlosen Getränke für die armen Kinder? Und warum sollen sie bei der Hitze auch noch Hausaufgaben erledigen? Warum wohl?