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Unbeschwerter Anfang oder Wünschenswertes zum Schuljahrsbeginn

Am 14. September 2009 beginnt in Baden-Württemberg das neue Schuljahr: für die Erstklässler (aber für die wahrscheinlich ein paar Tage später) und für die „Letztklässler“, die in ein paar Monaten ihre Prüfungen ablegen und dann die Schule verlassen. An einem solchen Tag wie dem 14.9. sind Anfang und Ende nahe beieinander. Die einen haben „alles“ noch vor sich, die andern es bald hinter sich. Wer ist glücklicher?

Auch für die Lehrer und Lehrerinnen beginnt Neues: andere Klassen, andere Kinder, andere Aufgaben. Hoffentlich kommen sie entspannt und mit guten Vorsätzen an ihren Arbeitsplatz zurück. Es ist ihnen zu wünschen, dass sie – wie auch ihre Schüler – mehr Gelingen als Misslingen erleben.

Der Beginn eines neuen Schuljahrs bietet es sich an, dass die Lehrerschaft die schon lange ins Auge gefassten Veränderungen mit neuem Schwung angeht. Ihr wird seit Jahren mit zunehmender Nachdrücklichkeit eingeschärft, dass sie noch mehr auf den Einzelnen achten sollen. Jedes Kind, jeder Jugendliche ist nicht nur eine eigene Person mit je eigenen Begabungen. Dieses menschliche Wesen hat auch seine eigene Weise zu lernen, zu verstehen, zu arbeiten. Dass man darauf mehr Rücksicht nimmt, den unterschiedlichen lernenden Menschen in angemessener Weise begegnet und sie in ihrer jeweiligen Besonderheit achtet, das wird erwartet. Man nennt das: die Heterogenität der Schulklasse im Auge haben, den Unterricht differenziert gestalten, nicht alle über einen Kamm scheren. Das ist eine große, aber lohnende Aufgabe.

Am Ende des Schuljahrs, und auch das wird erwartet, sollen alle Erfolg gehabt haben, das „Klassenziel“ erreichen und sich als Menschen weiterentwickelt haben. Dass dies geschieht, ist in erster Linie die Sache der Kinder und Jugendlichen. Sie sind für sich selbst verantwortlich, aber auch ihre Eltern spielen eine wichtige Rolle dabei – und, wie gesagt, die Lehrerinnen und Lehrer.

Einen guten Beginn ihnen allen!

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Unausgewogene Verteilung oder Weibliche Unterbezahlung und akademische Unterzahl

Mit zwei bedenklichen Informationen warten die Zeitungen heute (am 9.9.09) auf: in Deutschland werden die Frauen schlechter bezahlt als die Männer und in genau diesem Land gibt es auch zu wenig akademisch ausgebildete Menschen. Hängt das miteinander zusammen?

Auf den ersten Blick nicht. Aber vielleicht auf den zweiten. Die schlechtere Bezahlung der Frauen spielt sich in der Privatwirtschaft und nicht im öffentlichen Dienst ab. Der Staat macht beim Gehalt keinen Unterschied zwischen Frauen und Männern. In den Besoldungstabellen wird nicht zwischen männlich und weiblich unterschieden. Aber in der privaten Wirtschaft gibt es offenbar große Unterschiede. Und warum? Sind die Gewerkschaften zu schwach oder zu wenig daran interessiert, dem weiblichen Teil der Beschäftigten höhere Löhne zu erstreiten?

Was die laut OECD unzureichende Zahl an ausgebildeten Akademikern angeht, so sind hier die Bundesländer in der Pflicht. Wenn man deren Ausgaben für den Bildungsbereich zusammenzählt, kommt man für die gesamte Republik offenbar zu einem Betrag, der allenfalls ausreicht, Deutschland einen Platz im hinteren Drittel der Staatengemeinschaft zu verschaffen. Für ein Gemeinwesen, dessen Zukunft von der Ausbildung seiner Jugend abhängt, ist das ziemlich blamabel.

Und worin besteht der Zusammenhang zwischen den benachteiligten Frauen und der Unterzahl bei den Akademikern? Vielleicht darin, dass wir zu wenig Frauen in gut bezahlten Leitungspositionen, zum Beispiel in der Schulverwaltung, haben? Würden sie wenn es anders wäre, dafür sorgen, dass die öffentliche Hand mehr Geld für die Ausbildung aufwendet? Wenn es so wäre, dann ließen sich zwei deutsche Probleme auf einmal lösen. Aber möglicherweise ist die Realisierung doch nicht ganz so einfach.

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Ungenügende Wertschätzung oder Wofür der Tag des Lehrers auch gut sein könnte

Am 5. Oktober sollen die Lehrerinnen und Lehrer weltweit im Zentrum des öffentlichen Interesses stehen. Dagegen ist nichts einzuwenden und auch nichts dagegen, dass man im Regierungspräsidium Stuttgart die Landespolitiker auffordert, an besagtem Tag in die Schulen zu gehen und den Kolleginnen und Kollegen für ihre Arbeit Worte des Dankes zu sagen. Ein kleines Geschenk aus diesem Anlass (etwa der freie Eintritt für eine kulturelle Veranstaltung) ist ebenfalls nicht zu verachten. Allerdings setzt das Beamtenrecht dem Schenken aus gutem Grund enge Grenzen.

Die Opposition im Landtag findet das peinlich. Und man mag ihr insofern rechtgeben, als sich eine solche Aktion wie eine Kopie des Muttertags anfühlt. Man stattet den Lehrenden pflichtschuldigst Dank ab und beschenkt sie symbolisch (und kostengünstig). Es wäre mehr getan, wenn man die Arbeitsbedingungen der Lehrerschaft verbessern würde. Das stimmt natürlich. Aber warum das eine tun und das andere nicht lassen? Die Lehrerinnen und Lehrer brauchen ideelle Zeichen der Wertschätzung und materiell gute Arbeitsbedingungen.

Noch mehr aber brauchen sie Zeit, wenn sie sich nicht nur (am besten im Team) gut vorbereiten, sorgfältig korrigieren und benoten und sensibel auf die so unterschiedlich begabten Kinder eingehen sowie mit den Erziehenden laufend Kontakt zu halten sollen. Daher wäre es ein gutes Geschenk (nicht nur am 5.10.), wenn die Eltern eine Fernsehstunde im Monat opfern und sie der Schule und damit ihren Kindern schenken würden, zum Beispiel in Form eines Gesprächs mit dem einen oder anderen Fachlehrer, einem Treffen mit anderen Eltern zur Erörterung von Schul- und Erziehungsfragen, einem Telefonat mit dem Klassenlehrer während der Sprechstunde. Deren Termin wird übrigens am Beginn jedes Schuljahrs bekannt gegeben. Viele Probleme entstehen erst gar nicht, wenn man sie im Ansatz erkennt und erfährt.