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Hektisches Ankündigen

Das Schöne an der Demokratie ist, dass jeder zu allem den Mund aufmachen darf. Wenn wir Normalsterblichen uns äußern, hört kaum jemand hin, wenn Politiker reden, hält man ihnen ein Mikrofon vor den unmaskierten Mund. Vor allem vor Entscheidungen muss jeder schon mal was sagen. Morgen, am 5. Januar, will das Entscheidungsgremium, von dem das Grundgesetz nichts weiß, die Gruppe der Ministerpräsident*innen und die Kanzlerin, den Weg in die nächste Pandemiezeit weisen. Was die Herr- und Frauenschaften morgen über uns beschließen, ist schon heute zu lesen. Der Shutdown geht weiter, aber wie lange? Die Geschäfte bleiben zu – bekommen sie wieder die üblichen 11 Milliarden Euro? Schulen und Kitas bleiben wohl auch zu – oder doch nicht? Mit Milliarden lässt sich der Bildungskahlschlag nicht verhindern. Daher gehen just bei diesen Themen die Aussagen der Verantwortlichen unterschiedliche Wege. Zwei Wochen oder drei Wochen? Alle Klassen oder nur ein Teil davon? Häckerling wundert sich, dass man morgen schon die Grundlagen für solides Entscheiden hat. Denn in den letzten Tagen wurden uns Infektionsdaten genannt, die, wie es hieß, „keine Aussage“ zulassen, weil sie von den Feiertagen geprägt sind. An denen wurde nämlich weniger getestet und weniger gemeldet. Hat nicht Trump mal gesagt, man solle weniger testen, dann gebe es weniger Infizierte? Aber diese Unperson darf nicht zitiert werden. An den Weihnachtstagen und über Neujahr haben wir trotzdem seinen Rat beherzigt. Eines ist klar: Die Politik steht über dieser Unwissenheit. Hat sie vielleicht geheime Zahlen, die man uns anderen vorenthält? Oder wird man morgen ehrlich sagen: Wir haben keine Ahnung, wie sich die Pandemie bei uns in den letzten zwei Wochen entwickelt hat, also können wir auch nicht profund entscheiden? Nie und nimmer! Auch wer nichts weiß, muss handeln.

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Tolerierte Impfunwillige

In Deutschland muss sich niemand impfen lassen. Allenfalls Kinder ohne Masernimpfung haben Nachteile. Man kann Ihnen einen Platz in der Kita verweigern. In der Schule greift dieses Junktim nicht. Die Schulpflicht steht offenbar über der Impfpflicht. Nun wehrt sich die Politik heftig gegen die Gewährung von Vorteilen für Covid-19-Geimpfte. Man fürchtet eine Spaltung der Gesellschaft. Niemand soll zum Piksen gezwungen werden, auch nicht indirekt, indem man ihm z. B. die Teilnahme an Interkontinentalflügen verweigert. So ganz versteht Häckerling diese zarte Rücksichtnahme auf die Impfunwilligen nicht. Beim Testen ist man weniger zimperlich. Der Besuch im Pflegeheim, das Betreten des Landes nach der Rückkehr von einer Reise, das Treten von Bällen in Bundesligaspielen und anderes mehr ist daran gekoppelt, dass man einen Test vorlegt, der negativ ist. Warum ist das Vorlegen eines Impfpasses nicht ebenfalls als Pflicht einzuführen? Allerdings muss man zugeben, dass der Geimpfte möglicherweise immer noch Viren verbreitet. Man kann die Politiker verstehen, dass sie die Bevölkerung nicht ärgern will, sondern deren Impfwilligkeit mit sanften Argumenten steigern. Aber es besteht auch die Gefahr, dass einer sich fragt: Warum soll ich mich impfen lassen, wenn es keine Vorteile mit sich bringt? Darauf kann man entgegnen: Du bekommst höchstwahrscheinlich kein Covid-19. So argumentiert man auch bei der Grippe-Impfung. Mit der Folge, dass sich viel zu wenige gegen Influenza impfen lassen. Ich dachte immer, es bedürfe rund zwei Dritteln Geimpfter, um die Herdenimmunität zu erreichen. Da sind noch viele Fragen offen.

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Skeptische Impfanwärter

Eine wichtige Voraussetzung für die Rückkehr zum normalen Leben ist der Sieg über das Virus. Das Impfen kann zu diesem Sieg beitragen. Bald wird es Impfstoffe geben. Trotzdem ist die Begeisterung eher verhalten. Manche Menschen lassen sich grundsätzlich nicht impfen, weil es ihre Religion untersagt. Manche glauben den Geschichten, dass der Impfstoff in unsere Gene eingreife. Vielleicht könnte gediegene Aufklärung über die tatsächlichen Sachverhalte diese Vorbehalte abbauen. Manche haben eine tiefe Skepsis gegenüber der Pharmaindustrie. Die ist nicht ohne Berechtigung. Das Unternehmen Pfizer, einst von deutschen Auswanderern aus Ludwigsburg gegründet, hat seinen Ruf in den 1990er Jahren nachhaltig beschädigt, als es in Nigeria ohne zureichende rechtliche Grundlage einen Impfstoff erprobte und die Opfer dieser Impfung vertuschte. Kann man den Pfizer-Verantwortlichen heute trauen? Haben sie solide gearbeitet? Oder ging alles viel zu schnell, weil man die Milliardengewinne vor Augen hatte? Diese Geschichte bietet Stoff für Verschwörungsideen. Jedenfalls kann man die Skepsis mancher Impfanwärter nachvollziehen. Aber bald wird es auch die Konkurrenz auf den Impfmarkt geschafft haben. Dann können die Impfberechtigten wählen, welche Flüssigkeit sie sich in den Oberarm drücken lassen wollen.