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Verstolperter Impfpflichtstart

Was sind wir für eine bescheuerte Gesellschaft! Zuerst (im Frühjahr 2020) regten wir uns auf, dass die Pandemie uns strenge Regeln aufzwingt. Dann (im Frühjahr 2021) attackierten wir die Verantwortlichen, weil sie nicht genügend Impfstoff angeschafft hatten. Und jetzt (im Vorfrühling 2022) steigt die Erregung, weil „der Staat“ die Menschen zum Impfen verpflichten will. Um das zu verstehen, muss man ein Denker sein, der nicht nur quer, sondern auch längs denken an, der sich einzufühlen vermag in die komplexe Struktur des deutschen Alltagskopfes. Die nun drohende Impfpflicht hätten wir locker verhindern können, wenn wir uns hätten impfen lassen. Das haben über 75 % der deutschen Menschen auch getan. Aber es gibt ein paar Millionen, die sich verweigern. Denen bietet man den Impfstoff wie sauer Bier an, aber sie wollen ihn nicht: er sei zu gefährlich, zu unerprobt, zu reich an Nebenwirkungen. Diese unwilligen Personen sollen wir ernst nehmen und ihre Gründe auch. Das fällt schwer. Es gibt auf der Welt Staaten mit hohen Impfquoten, die verabschieden sich von den strengen Coronaregeln und geben ihren Bürgerinnen und Bürgern die Freiheit zurück. Wir mehrfach Geimpften hätten das auch gerne. Aber die Impfverweigerer stehen wie eine Phalanx vor dem Tor zur Freiheit. Sie nehmen uns in Sippenhaft. Sie nötigen den Staat zur Verordnung der Impfpflicht. Die kann er, nach allem, was man weiß, nicht durchsetzen. Das liegt an fehlenden Daten, an überlasteten Ämtern. Und es wird an den überlasteten Gerichten liegen, die nicht in der Lage sein werden, alle Widersprüche gegen Bußgeldbescheide zu bearbeiten. Ein Desaster. Aber man muss es deutlich sagen, auch wenn eine solche Aussage gefährlich ist: Das haben uns die Impfgegner eingebrockt. Aber die sollen wir ja ernst nehmen und lieben. Manchmal ist Nächstenliebe sehr schwierig.

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Undurchseuchte Gesellschaft

Der Ausweg aus der Pandemie leuchtet am Horizont auf: Wir alle haben unsere Körper aktiviert, dass er im Virusfall Antikörper und T-Zellen in Stellung bringt, die sich dem viralen Feind entgegenstemmen. Damit der menschliche Körper zu dieser Leistung fähig wird, bedarf es des Trainings. Trainiert wird er, wenn er erkrankt oder wenn man ihm durch Impfen auf die Sprünge hilft. Am besten durch beides. Das Kranksein allein birgt gewisse Risiken, denn man kann schwer erkranken, und das ist dann kein Vergnügen, sondern manchmal eine Sache auf Leben und Tod. Nun wollen sich manche nicht impfen lassen. Wenn sie Glück haben, bekommen sie Covid in leichter Form und werden fortan immun. Dann hat das Virus bei seinen Attacken weniger Erfolg. Wenn sie Pech haben, erkranken sie schwer und müssen ins Krankenhaus. Dort sind sie ein Stein des Anstoßes für das Personal. Aber man kann nicht immer geliebt werden, wenn man das Impfen nicht liebt. Und wir anderen, wir Geboosterten? Wir können auch erkranken, aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Ansteckung schwerwiegende Folgen hat, sei, so heißt es, bei uns geringer. Das könne man, das kann man durch Zahlen belegen. Wir bewegen uns hier auf dem Feld der Wahrscheinlichkeitsrechnung. An diesen Schulstoff erinnern sich leider nur wenige. Das ist vielleicht ein Grund dafür, dass sie ihr Risiko nicht einschätzen können. Manchmal lernt man in der Schule sogar fürs Leben oder Überleben. Nun hoffen wir, dass aus der Pandemie demnächst eine Endemie wird und auch Covid-19 zu einem beherrschbaren Ansteckungsgeschehen. Manche Staaten scheinen auf dieses Ziel hinzuarbeiten. Sie lassen das Virus agieren und warten darauf, dass die Bevölkerung „durchseucht“ ist. Nun denn also: Augen zu, Maske auf und durch!

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Frustrierende Kontinuität

Kaum ist das alte Jahr vorbei und hat das neue begonnen, beschleicht uns das Gefühl, es habe sich nichts geändert. Im Januar 21 war vom Licht die Rede, das sich wegen der Entwicklung von Impfstoffen gegen Covid am Ende des Tunnels zeige. Dieses Licht hat sich als Sinnestäuschung entpuppt. Auch in diesem Januar werden wieder Lichter in der Ferne ausgemacht: Wenn wir Omikron durchlitten hätten, wären wir mehr oder weniger immun gegen das Corona-Viren-Unwesen. Die Lage werde endemisch. Die Zukunftshoffnung ist der Feind der Realität. Die besteht darin, dass viel getestet, will sagen: Wer sich ansteckt, wird krank, wer immun ist, wird nicht krank. Es wird viel drittgeimpft und wenig erstgeimpft. Die Drohung mit der allgemeinen Impfpflicht scheint nicht zu fruchten. Im Gegenteil: Der Protest auf den Straßen wird lauter. Man will die Schulen in Präsenz halten, aber manche Lehrerverbände unken bereits wieder drohend mit dem Hausunterricht. Es gelte die Lehrenden zu schützen. Warum gibt es für die keine Impfpflicht? Und wer unterrichtet die Kinder und Jugendlichen? Digitales Lernen ist eine Weile ganz nett, aber auf die Dauer ziemlich öde. Was dabei herauskommt, weiß keiner so genau. Über die Rolle der Standesvertretungen für Lehrkräfte in der Pandemie müsste man mal etwas lauter nachdenken. Was die Kultur angeht, so darf sie mit beschränkter Besucherzahl und 2-G-Auflage weiterwursteln. Ein frustrierendes Unterfangen, dass weder gute Einnahmen noch eine normale Atmosphäre in den Veranstaltungen zulässt. Nur in den Betrieben läuft das Geschäft. Wenn wir schon die Kinder vernachlässigen, sollten wenigstens die Maschinen pfleglich behandelt und am Laufen gehalten werden.